Lufthansa kündigt alle Leasingverträge mit Laudamotion – Scharfe Kritik von Ryanair

Niki Lauda und Michael Kevin O'LearyNiki Lauda und Michael Kevin O'Leary
Niki Lauda und Michael Kevin O'LearyNiki Lauda und Michael Kevin O'LearyDie Presse (Clemens Fabry)
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Laudamotion sei ihren Zahlungsverpflichtungen "zum wiederholten Male nicht wie vereinbart nachgekommen", begründete die Lufthansa den Schritt. Ryanair sieht die Laudamotion bedroht und wendet sich an die EU-Kommission.

Nach der Übernahme der Fluggesellschaft Laudamotion in Wien durch Ryanair zieht die AUA-Mutter Lufthansa die Daumenschrauben an. Die Lufthansa hat die Verträge für neun Flugzeuge nach eigenen Angaben gekündigt, die sie derzeit an Laudamotion vermietet hat. Das entspricht fast der Hälfte der Flotte des österreichischen Ferienfliegers, der im Frühjahr die Nachfolge der früheren Air-Berlin-Tochter Niki angetreten hatte. Laudamotion sei ihren Zahlungsverpflichtungen "zum wiederholten Male nicht wie vereinbart nachgekommen", begründete die Lufthansa am Freitag den Schritt.

Die AUA-Mutter Lufthansa kann die Laudamotion-Maschinen nach eigenen Angaben bei ihrer Billigmarke Eurowings gut gebrauchen. Noch habe die Kündigung der Verträge mit Laudamotion aber nicht gegriffen. Dazu stehe bereits ein Gerichtstermin an, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Freitag zur dpa.

Ryanair hat bereits auf die Ankündigung reagiert: Die österreichische Tochter werde vom Vorgehen der Lufthansa bedroht: Die deutsche Airline habe vor, "Laudamotion zu destabilisieren und zu schaden".  Nur durch die Anmietung (Wet-Leasing) von zehn Boeing-737-Flugzeugen von Ryanair sei Laudamotion in der Lage, eine Flotte von 19 Flugzeugen im Sommer 2018 zu bedienen, schrieb Ryanair am Freitag in einer Aussendung.

Ryanair: "Verbraucherfeindliches Verhalten"

Ryanair-Manager Juliusz Komorek forderte deshalb die EU-Kommission auf, aktiv zu werden und "weitere Versuche der Lufthansa zu unterbinden, den Wettbewerb durch verbraucherfeindliches Verhalten zu beeinträchtigen." Ryanair beschuldigt die Lufthansa, die Zahlung von mehr als 1,5 Millionen Euro an Wet-Lease-Gebühren zu verzögern, die Laudamotion für Flüge zustünden, die sie im März, April und Mai für die Lufthansa bedient habe.

Hintergrund ist ein Streit um Flugzeuge und (seit heute Freitag gekündigte) Leasingverträge, der in die Zeit vor dem Neustart der Laudamotion als Nachfolgegesellschaft der insolventen Air-Berlin-Tochter Niki reicht. Der ehemalige Rennfahrer Niki Lauda hatte Niki einst selbst gegründet. Im Zuge der Air-Berlin-Pleite kaufte Lauda die Airline Anfang 2018 zurück. Kurz davor war die Übernahme durch die deutsche AUA-Mutter Lufthansa am Widerstand der EU geplatzt.

Wie Ryanair heute schrieb, versuche die Lufthansa "neun Flugzeuge, die sie als Auflage durch die EU-Kommission an Laudamotion für die Wiederaufnahme des Betriebs zur Verfügung stellen musste, wieder abzuführen."

Laut Ryanair hat es die Lufthansa im Detail versäumt, zwei der 11 Flugzeuge zu liefern, die sie gemäß der Entscheidung der EU-Wettbewerbskommission für die Übernahme von Air Berlin hätte übergeben müssen. Die Auslieferung einiger Flugzeuge, zu der die Lufthansa sich verpflichtet habe, verzögere sich bis nach der Sommersaison 2018, was die Möglichkeiten von Laudamotion weiter einschränkt, Slots zu bedienen und Flüge sowie Services für den Sommerflugplan 2018

Ryanair übernimmt drei Viertel von Laudamotion

Die EU-Kommission hatte am Donnerstag zugestimmt, dass Europas größter Billigflieger Ryanair drei Viertel der Anteile an Laudamotion übernimmt. Der österreichische Ex-Rennfahrer und Luftfahrtunternehmer Niki Lauda hatte nach den Pleiten von Air Berlin und Niki die einst von ihm gegründete Niki übernommen und unter dem Namen Laudamotion im März neu an den Start gebracht. Wenig später holte er Ryanair als neuen Anteilseigner ins Boot.

Ryanair warf der Lufthansa am Donnerstag laut dpa vor, fällige Zahlungen von 1,5 Millionen Euro an Laudamotion verzögert zu haben. Die Kündigung der Mietverträge für neun Flugzeuge nannte Ryanair einen weiteren Versuch der Lufthansa, Laudamotion "zu destabilisieren und zu schädigen". So hätten die Deutschen auch nicht alle zugesagten Flugzeuge zu Verfügung gestellt. Die Lufthansa wies die Vorwürfe zurück. Die Behauptungen entbehrten jeder Grundlage, erklärte die Fluggesellschaft.

Laudamotion-Chef: "Es geht weiter"

Laudamotion-Chef Andreas Gruber hat am Freitag seine Belegschaft über die aktuelle Lage im Streit mit der Lufthansa informiert. Dass Laudamotion den Streit durchsteht, steht für ihn außer Frage: "Selbstverständlich halten wir das aus und es geht unverändert weiter", sagte Gruber am Freitag Nachmittag.

Der deutschen AUA-Mutter Lufthansa wirft er vor, zu versuchen, einen unliebsamen Wettbewerber zu zerstören und die Kapazitäten für sich selber einsetzen zu wollen. "Das hat natürlich Auswirkungen auf die Passagiere". Gruber macht geltend, dass Laudamotion seit der Gründung heuer binnen kürzester Zeit mehr als 2 Millionen Tickets verkauft habe.

Zusammen mit dem irischen Mutterkonzern Ryanair würden weitere rechtliche Schritte geprüft.

(APA/dpa)

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