The Twilight Sad: Es singt ein Rühr-mich-nicht-an

The Twilight Sad: „I/m Not Here [Missing Face]“
The Twilight Sad: „I/m Not Here [Missing Face]“(c) Beigestellt
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2016 traten The Twilight Sad, gegründet 2003 in Glasgow, im Vorprogramm von The Cure auf – und in deren düsterer Tradition stehen sie auch. Nun sind sie beim Label Rock Action.

The Twilight Sad: „I/m Not Here [Missing Face]“. Lieder des Verschwindens: „I'm Not There“ heißt ein unheimlicher, lang verschollener Song Bob Dylans, „I'm not here, this isn't happening“ hieß es in „How to Disappear Completely“ von Radiohead. Was bedeutet es für ein Lied, wenn sich das lyrische Ich auflöst? Dieses hier beginnt mit einem Geräusch wie eine Warnsirene, dann kommt ein unerschütterlicher Beat, und der Sänger erklärt mit einer Stimme, die nach unterdrückten Tränen klingt: „You're too close to comfort me.“ Man versteht nicht alles, was er singt, doch dieser Satz kommt immer wieder: „You're too close.“ Was für ein Paradoxon: Du kommst mir zu nahe, um mich zu berühren. Und dann die klare Abwehr, zu einem behänderen Rhythmus: „I don't want to be around you anymore.“ Nein, dieses Ich zersetzt sich nicht, kapselt sich nur ein, schirmt sich ab. Auch mit dem Schrägstrich im Titel? Ein düsteres Bulletin aus einer Innenwelt.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2018)

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