Warum Frankreichs neue Generation den Weltfußball dominieren kann

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FILES-FBL-WC-2018APA/AFP/FRANCK FIFE
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Jung, talentiert, erfolgreich: Die neuen französischen Weltmeister könnten den internationalen Fußball wie zuletzt Spanien über Jahre hinweg prägen.

Orientieren sich die Spieler an ihrem ewig erfolgshungrigen Trainer Didier Deschamps, scheint vieles möglich. Der Coach will weitermachen, er sieht seine Mannschaft noch nicht am Zenit ihrer Schaffenskraft. In zwei oder vier Jahren erreiche seine Equipe erst ihre ganze Stärke, hatte Deschamps mehrfach während der WM in Russland betont. "Diese Mannschaft hat eine Zukunft für die nächste EM und die nächste WM", pflichtete der ehemalige Teamchef, Raymond Domenech, bei.

Abgebrüht und fast schon listig agierten die Franzosen in den entscheidenden Momenten, als es im Turnier um alles ging. Dabei war es das mit im Schnitt 26 Jahren und 90 Tagen jüngste WM-Finalteam seit Argentinien 1978, das am Rasen die erfahreneren Kroaten in einem spektakulären Endspiel 4:2 besiegte. Das Credo, das Deschamps seiner Truppe eingebläut habe: "Lasst nicht nach, lasst niemals die Zügel schleifen", verriet Deschamps nach dem Final-Erfolg.

Antoine Griezmann, der Matchwinner, vielleicht das Gesicht dieser WM-Generation, ist 27 Jahre alt. Er ist damit einer der älteren im Team. Kylian Mbappe ist mit neunzehneinhalb Jahren der Jüngste, auch er traf im Endspiel. Und sagte danach: "Weltmeister zu sein ist schon eine Botschaft, aber ich will noch besser werden."

Paul Pogba, dem sein 105-Millionen-Euro-Preisschild in seinem Verein Manchester United manchmal zu schwer wiegt, war einer der Väter des französischen Sommermärchens. Auch er ist erst 25 Jahre alt. Abwehrchef Raphael Varane - für manche Frankreichs bester in Russland - ist 25, Nebenmann Samuel Umtiti 24. Weitere Mannschaftsstützen: N'Golo Kante (27), Lucas Hernandez (22), Benjamin Pavard (22). Dahinter lauern Barca-Talent Ousmane Dembele (21), Thomas Lemar (22), oder Torhüter Alphonse Areola (25). Die Liste könnte noch fortgeführt werden.

"Talent ist nicht genug"

Deschamps hatte bei der Kader-Nominierung auf prominente Namen verzichtet - und damit alles richtig gemacht. "Individualisten machen zwar den Unterschied, aber das Kollektiv ist wesentlich für den langfristigen Erfolg", erklärte der Coach und fügte hinzu: "Talent ist nicht genug auf dieser Ebene. Es ist die Mentalität, die ein Team Berge versetzen lässt."

Der 49-jährige Trainer ahnt, dass er mit der gefundenen Truppe noch länger erfolgreich sein kann. "Ich mache nicht alles wie Jacquet", sagte er französischen Medienberichten zufolge in der Nacht auf Montag. Der Trainer Aime Jaquet hatte nach dem WM-Erfolg 1998 nicht weitergemacht. Er stehe für Kontinuität und habe einen bis 2020 laufenden Vertrag, den er erfüllen wolle. "Es ist vorgesehen, dass ich bleibe, also bleibe ich."

Ihre fast jugendliche Leichtigkeit zeigte die neue Gold-Generation beim Feiern des Triumphs. Singend und tanzend stürmte die Truppe um Spaßvogel Pogba die Pressekonferenz ihres Trainers. Sie seien ein bisschen verrückt, meinte Deschamps grinsend. Fast schon väterlich verständnisvoll fügte er hinzu: "Sie sind jung und sie sind glücklich."

(APA)

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