Ein Ersatz-Literaturnobelpreis wird nun in Schweden vergeben – und jeder darf dabei mitbestimmen.
Wie leicht lässt sich ein Nobelpreis ersetzen, fragte sich die schwedische Journalistin Alexandra Pascalidou, nachdem die durch einen MeToo-Skandal krisengeschüttelte Schwedische Akademie den Literaturnobelpreis für heuer ausgesetzt hatte. Die Autoren, fand sie, sollten nicht den Preis für das Schlamassel bezahlen. Pascalidou hat kurzerhand, nur für heuer, eine Neue Akademie und einen eigenen Preis ins Leben gerufen. Er wird am 14. Oktober verkündet und soll nicht so hoch dotiert sein wie dieser, aber immer noch großzügig: mit einer Million Kronen, also knapp 100.000 Euro. Die Akademie hofft, das Geld mittels Crowdfunding und Spenden aufzubringen.
Der größte Unterschied aber zum „echten“ Literaturnobelpreis: Jeder darf online mitbestimmen. Bis zum 14. August kann man unter 48 Kandidaten wählen, die von schwedischen Bibliothekaren nominiert wurden. Die Liste liest sich stellenweise wie ein Best-of der beliebtesten guten Autoren weltweit (etwa mit J. K. Rowling, Arundhati Roy, Elena Ferrante, Haruki Murakami, Don DeLillo, Amos Oz oder Margaret Atwood). Das regionale Schwergewicht ist aber ebenfalls unübersehbar: Fast ein Viertel, nämlich zwölf Autoren, kommt aus Schweden – darunter das seit 1989 protesthalber nicht mehr tätige Akademiemitglied Kerstin Ekman, das dank der neuen Regeln vor wenigen Wochen endlich offiziell austreten durfte.