Fed-Chef sieht US-Konjunktur trotz Handelsstreit optimistisch

US-Notenbankchef Jerome Powell
US-Notenbankchef Jerome Powell REUTERS
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Trotz des von den USA vom Zaun gebrochenen Handelsstreits stuft US-Notenbankchef Jerome Powell die Risiken für die US-Konjunktur als "ungefähr ausgeglichen" ein.

US-Notenbankchef Jerome Powell sieht die US-Wirtschaft trotz der Gefahr eines ausufernden Handelsstreits weiter im Aufwind. Mit der richtigen Geldpolitik bleibe in den nächsten Jahren der Arbeitsmarkt stark und die Inflation in der Nähe von zwei Prozent, sagte Powell am Dienstag in seiner halbjährigen Anhörung vor dem Bankenausschuss des US-Senats. "Aktuell ist der beste Weg nach vorne, die Leitzinsen weiter schrittweise anzuheben." So könne der Wirtschaftsaufschwung verlängert werden. Die Zinszügel sollten dabei nicht zu stark oder zu schnell angezogen werden, damit das Wachstum nicht gebremst werde.

An der US-Börse kamen die Äußerungen des Notenbank-Chefs gut an. Der US-Leitindex machte anfängliche Verluste wett und lag am Nachmittag knapp 0,1 Prozent im Plus bei 25.083 Punkten. Der Dollar-Index legte leicht um 0,2 Prozent zu. Er nehme von Powell mit, dass der Arbeitsmarkt stark sei und die Inflation nahe zwei Prozent bleiben werde, sagte Peter Cecchini, Chef-Börsenstratege vom Wertpapierhaus Cantor Fitzgerald in New York. "Für mich bedeutet das zwei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr."

Trotz des von den USA vom Zaun gebrochenen Handelsstreits stufte Powell die Risiken für die US-Konjunktur als "ungefähr ausgeglichen" ein. Es sei schwierig vorherzusagen, zu welchem Ergebnis die aktuellen Diskussionen über die Handelspolitik führten. Generell seien aber Länder, die keine Zölle erhoben hätten, mehr gewachsen und würden auch eine höhere Produktivität aufweisen. Sollten höhere Zölle für lange Zeit in Kraft bleiben, wäre das negativ für die US-Wirtschaft, warnte Powell.

Der Handelsstreit mit China hatte sich zuletzt weiter zugespitzt. Die USA verhängten wegen angeblich unfairer Handelspraktiken Zölle auf Waren im Wert von 34 Milliarden Dollar gegen die Volksrepublik. US-Präsident Donald Trump drohte darüber hinaus weitere Zölle auf Importe aus China im Wert von 200 Milliarden Dollar an. Auch mit der Europäischen Union entfachte Trump einen Handelskonflikt.

"Inflationsziel in Reichweite

Die Fed hat ihren Leitzins angesichts der steigenden Inflation und des anhaltenden Konjunkturaufschwungs dieses Jahr bereits zwei Mal erhöht - auf die aktuell gültige Spanne von 1,75 bis 2,0 Prozent. Die Fed stellte zudem zwei weitere Schritte nach oben für das zweite Halbjahr in Aussicht, sollten Konjunktur und Inflationsentwicklung mitspielen.

Aktuell stehe die Notenbank kurz davor, ihr Inflationsziel zu erreichen, sagte Powell. Die jüngsten Daten seien ermutigend. Die Dollar-Wächter könnten aber noch nicht den Sieg verkünden. Die Fed achtet bei der Teuerungsrate vor allem auf Preisveränderungen bei den persönlichen Verbraucherausgaben (PCE) ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Nahrungsmittelkosten. Der Konsum steht für gut zwei Drittel der Wirtschaftskraft der USA. Hier erreichte die Steigerungsrate zuletzt im Mai mit zwei Prozent genau den Zielwert der Fed.

(Reuters)

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