11.000 Menschen wurden heuer von der libyschen Küstenwache gerettet und nach Libyen zurück gebracht. Sechs Antworten zur Lage der Flüchtlinge.
1 Ein aktueller Fall bringt die libysche Küstenwache in Verruf. Was wird ihr vorgeworfen?
Am Dienstag entdeckten die Seenotretter der spanischen Hilfsorganisation Proactiva Open Arms auf dem offenen Meer eine Überlebende. Die Frau habe sich an die Reste eines zerstörten Schlauchbootes geklammert, teilte die Organisation mit, die Fotos und Videos der Aktion auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte. Neben der Frau fanden die Retter die Leiche eines kleinen Kindes und einer weiteren Frau. Die libysche Küstenwache hatte zuvor von einer Rettung von 158 Menschen berichtet. Open Arms wirft ihr unterlassene Hilfeleistung und das Zurücklassen der drei Migranten im Mittelmeer vor. Ein Sprecher der libyschen Küstenwache dementierte das vehement.
2 Wer rettet derzeit die Menschen, die auf dem Mittelmeer in Seenot geraten?
Vier Schiffe privater Seenotrettungsorganisationen werden derzeit in europäischen Häfen festgehalten oder am Auslaufen gehindert: Die „Lifeline“ und die „SeaWatch3“ in Malta, die „Aquarius“ in Marseille und die „Iuventa“ auf Sizilien. Durch die Härte, die der neue italienische Innenminister Matteo Salvini von der rechten Lega gegenüber den privaten Seenotrettern fährt, sind derzeit nur noch zwei Organisationen an Rettungsaktionen beteiligt: Die spanischen Schiffe „Open Arms“ und „Astral“. Laut internationalem Seerecht ist jedes Schiff, das auf Menschen in Seenot trifft, verpflichtet, diesen zu helfen. In der so genannten Seenotrettungszone (SAR) vor Libyen ist seit Mitte Juni die libysche Küstenwache für die Rettung in Seenot Geratener zuständig. Schiffe, die sich in einem Gebiet von 76 Meilen vor Libyen befinden, müssen sich zur Koordinierung an sie wenden.