Missbrauch: Justiz ermittelt in Salzburg und OÖ

Missbrauch Neuer Fall Staatsanwaltschaft
Symbolbild(c) AP
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Der Missbrauch in Kremsmünster und ein neuer Fall im Salzburger Stift Michaelbeuern beschäftigen nun die Polizei und die Justiz. In der Steiermark ist Medienberichten zufolge ein neuer Fall aufgetaucht.

Nach den zahlreichen Missbrauchsvorwürfen in ganz Österreich haben nun die Behörden in Salzburg und Oberösterreich Ermittlungen aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft Salzburg ermittelt in einem konkreten Fall: Ein mittlerweile 58-jähriger Mann soll von 1963 bis 1970 von einem Mönch der Benediktiner-Abtei Michaelbeuern (Flachgau) mehrfach sexuell missbraucht, gezüchtigt und geschlagen worden sein. Das Opfer erstattete am 12. März 2010 Anzeige bei der Polizeiinspektion Lenzing (OÖ), teilte die Mediensprecherin der Staatsanwaltschaft, Barbara Feichtinger, am Dienstag mit.

Der Abt des Stiftes habe gegenüber der Polizei erklärt, er wisse von Anschuldigungen gegen das ehemalige Klostermitglied. Der Erzieher, Lehrer und Beichtvater sei schon 1970 wegen solcher Vorwürfe zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden und habe das Kloster verlassen, zitierte Feichtinger die Angaben des Abtes. Die Staatsanwaltschaft wird sich nun den alten Gerichtsakt ansehen und prüfen, ob der Fall des ehemaligen Zöglings mitverhandelt worden ist. Wenn nicht, werde geprüft, ob der Fall verjährt ist. Die Staatsanwältin nimmt an, dass sich noch weitere Missbrauchsopfer bei den Behörden melden werden.

Bei der Staatsanwaltschaft Salzburg ist noch ein zweiter Fall von mutmaßlichem Kindesmissbrauch anhängig, der erst vergangenen Februar bekanntgeworden war. Ein Ordenspriester in der Erzdiözese Salzburg soll einen siebenjährigen Buben durch Vorzeigen des Geschlechtsteils und Fotos "sittlich gefährdet" haben. Es wird noch ermittelt.

Ermittlungen zu Kremsmünster

Auch in Öberösterreich ermitteln nach den Missbrauchsvorwürfen gegen fünf Patres des Stiftes Kremsmünster (Bezirk Kirchdorf) nun die Staatsanwaltschaft Steyr und das Landeskriminalamt (LKA). Vorläufig geht es um drei Beschuldigte, denen Übergriffe aus den Jahren 1993 bis 1997 zur Last gelegt werden. Ob sich dieser Kreis noch ausweitet, werden die Ermittlungen zeigen, wie Staatsanwalt Andreas Pechatschek mitteilte.

Einer der Patres von Kremsmünster habe am Montag eine schriftliche Sachverhaltsdarstellung an die Polizei übergeben, erklärte Pechatschek. Das LKA werde nun die "kriminalistische Kleinarbeit" durchführen und Beschuldigte, Opfer sowie Zeugen befragen. Zwei Opfer seien in der Sachverhaltsdarstellung namentlich festgehalten, wie viele Geschädigte es gibt, sei derzeit nicht abzuschätzen, so der Staatsanwalt. Bei den Vorwürfen gegen die Patres handle es sich teils um sexuell motivierte Handlungen, teils um andere Gewaltanwendung.

Geklärt werden muss noch die Frage, ob bzw. welche Straftatbestände schon verjährt sind. Bei Sexualdelikten beginne eine zehnjährige Frist erst mit der Volljährigkeit des Opfers, bei anderen sei der Strafrahmen ausschlaggebend, erklärte Pechatschek. Außerdem verjähre eine Tat nicht, wenn der Täter weiter straffällig werde. Zudem seien die gesetzlichen Bestimmungen seit 1993 mehrfach geändert worden, so der Staatsanwalt.

Neuer Missbrauchsvorwurf in der Steiermark

Wie die Wochenzeitung "Falter" in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, ist ein neuer Fall in der Steiermark bekannt geworden, obwohl ihn die Kirche jahrelang vertuscht hat. Der Pfarrer soll in den 1980er Jahren mehr als ein Dutzend Kinder und Jugendliche missbraucht haben, berichten sechs Missbrauchsopfer und ein betroffenes Elternpaar. Die Kirche habe mehrfach gegen den Geistlichen ermittelt, die Untersuchungen fallen gelassen und ihn dann versetzt, heißt es in dem Bericht.

Krisensitzung hinter verschlossenen Türen

Die nach dem Bekanntwerden von immer mehr sexuellen Übergriffen und Gewalt von der Diözese Innsbruck angekündigte "Konferenz" mit Verantwortlichen der Ordensgemeinschaften hat am Dienstag hinter verschlossen Türen statt gefunden. Die Orden seien dazu aufgerufen worden, die Aufklärung von Fällen von sexuellem Missbrauch und Gewalt innerhalb von kirchlichen Einrichtungen aktiv anzugehen, erklärte Franz Stocker, Sprecher der Diözese Innsbruck.

Generalvikar Jakob Bürgler hatte sich am Montag erneut mit einer schriftlichen Stellungnahme an die Medien gewandt. Darin kündigte er die Konferenz an, in der "ein gemeinsames effektives Vorgehen" geplant werden solle. In einigen kirchlichen Einrichtungen des Innsbrucker Diözesangebietes habe es sexuelle Übergriffe an Kindern und Jugendlichen gegeben, bekräftigte Bürgler in seiner Stellungnahme.

Überdies sei es zu "erzieherischer Gewalt in einem Ausmaß" gekommen, "das weit über die Gewalt früher üblicher Erziehungsmethoden hinausging". Das hätten bisher eingetroffene Mitteilungen klar gemacht, die Einrichtungen von Ordensgemeinschaften und auch das Bischöfliche Studienheim Paulinum in Schwaz beträfen. Er bedauere diese Vorkommnisse zutiefst und bitte im Namen der Diözese die Betroffenen um Verzeihung.

Betroffene wurden ersucht, sich entweder bei den jeweiligen kirchlichen Einrichtungen oder bei der Ombudsstelle der Diözese Innsbruck zu melden (Tel. 0 512 / 2230-2120, hans.tauscher@dibk.at). Die Diözese Innsbruck strebe eine umfassende und entschlossene Aufklärung an, erklärte Bürgler. Dies werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Wahrnehmen würden diese Aufgabe die Diözese bzw. die jeweiligen Institutionen mit Hilfe einer Expertenkommission. Dieser Kommission sollen Fachleute aus dem juridischen und psychotherapeutischen Bereich angehören.

Platter: Über Entschädigung nachdenken

Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) hat nach den zuletzt bekanntgewordenen Missbrauchsfällen der katholischen Kirche empfohlen, über Formen der Entschädigung nachzudenken. Die Verantwortlichen müssten sich mit den "Opfern auseinandersetzen", argumentierte Platter am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Anschluss an die Regierungssitzung.

"Ich mahne Aufklärung ein und rate der Kirche, nicht zu mauern", betonte der Landeshauptmann. Die derzeitige Situation mache in "sehr betroffen". Dennoch müsse man anmerken, dass es sich bei diesen Verfehlungen, um die Taten von einzelnen Personen gehandelt habe.

(APA/Red.)


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