Studie: Rückschlag beim therapeutischen Einsatz von Cannabis

Berlin Hemp Parade 2016
Berlin Hemp Parade 2016(c) Getty Images (Sean Gallup)
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Laut einer australischen Studie reduziert der Gebrauch von Cannabis bei Patienten mit chronischen Schmerzen ohne Krebserkrankung weder die Schmerzintensität, noch gebe es einen Opioid-einsparenden Effekt.

In den USA, Kanada und den Niederlanden sind chronische Schmerzzustände abseits einer Krebserkrankung der häufigste Grund für den Gebrauch von Cannabis als Medizin. Doch groß angelegte wissenschaftliche Studien dazu sind rar. Eine vor kurzem in der britischen Medizinfachzeitschrift "The Lancet Public Health" (Juli 2018) publizierte australische Langzeitstudie hat jetzt negative Resultate gezeigt.

Kein positiver Effekt

"Personen, die Cannabis konsumierten, hatten stärkere Schmerzen und zeigten ein geringeres Maß an Eigenmanagement ihrer Schmerzen. Es gab keinen Hinweis darauf, dass Cannabis die Schmerzintensität reduzierte oder einen Opioid-einsparenden Effekt hatte", schrieben Gabrielle Campbell vom Nationalen Drogen- und Alkohol-Forschungszentrum an der Universität von New South Wales in Sydney in Australien und ihre Co-Autoren. Die Studie wurde vom nationalen australischen Medizin-Forschungszentrum und von der australischen Regierung finanziert.

Im Zuge der Untersuchung wurde über vier Jahre hinweg der Cannabis-Gebrauch bei Patienten mit Schmerzzuständen ohne Krebserkrankung beobachtet, welche Opiate als Analgetika von ihren Ärzten verschrieben erhielten. An sich sollten Ärzte versuchen, bei solchen Patienten Opioide nur dann zur Schmerzstillung einzusetzen, wenn keine anderen Mittel ausreichen.

Opioid-Krise in den USA

Die sehr häufige Verschreibung von Opiaten für chronische Schmerzpatienten ohne Tumorerkrankung hat in den USA ab den 1990er-Jahren zu einer wachsenden Opioid-Krise geführt. 2016 starben in den USA mehr als 42.000 Menschen an Opioiden - mehr als je zuvor. In mehr als 40 Prozent dieser Todesfälle hat es laut den Gesundheitsbehörden im Zusammenhang mit einem verschreibungspflichtigen Opioid gegeben. Viele Abhängige in den USA sind über verschreibungspflichtige Schmerzmittel wie Oxycodon in die Opiatsucht gerutscht. Wünschenswert wären natürlich Therapeutika, welche eine Verringerung der Dosierung einer sonst erforderlichen Opioid-Therapie brächten.

In der australischen Studie war das aber mit Cannabis nicht der Fall. "Cannabis-Gebrauch war häufig, am Ende des vierjährigen Beobachtungszeitraums hatten 295 Studienteilnehmer (24 Prozent) Cannabis als Schmerzmittel verwendet. Interesse an einem Gebrauch als Schmerzmittel hatte am Beginn der Studie 364 der Probanden (33 Prozent) angegeben, nach vier Jahren hingegen 732 Studienteilnehmer (60 Prozent). (...) Wir fanden keine Hinweise auf einen zeitlichen Zusammenhang zwischen Cannabisgebrauch und der Stärke der Schmerzsymptome, der durch die Schmerzen ausgelösten Beeinträchtigungen, eine Reduzierung der verschriebenen Opioid-Dosis oder vermehrtes Absetzen der Opioid-Analgetika", schrieben die Fachleute.

Kein Wundermittel

Der Gesundheitsausschuss des Nationalrates hat Ministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) vor kurzem einstimmig ersucht, bis Ende 2018 einen Bericht in Hinblick zum therapeutischen Einsatz von Cannabis in der Medizin zu erstellen. Im Frühjahr veröffentlichte die deutsche Techniker Krankenkasse einen mit ihrer Unterstützung verfassten Expertenbericht zu dem Thema. "Wunder sind von Cannabis in den verschiedenen Indikationen offensichtlich nicht zu erwarten." In der Schmerzmedizin und bei Lähmungen sei die Qualität wissenschaftlicher Hinweise auf eine Wirksamkeit "allenfalls moderat (...). Keine Wirksamkeit für Cannabis liegt bei den Indikationen Depressionen, Psychosen, Demenz, Glaukom und Darmerkrankungen vor", schrieben die Experten.

(APA)

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