Verdächtiger nach Übergriffen auf jüdische Passanten festgenommen

Ein Mann hatte am Donnerstag in Wien-Leopoldstadt mehrere Passanten - darunter auch Juden - attackiert. Gegen ihn wird wegen schwerer Körperverletzung und gefährlicher Drohung ermittelt.

Der Mann, der am Donnerstag im zweiten Wiener Gemeindebezirk mehrere Passanten attackiert hatte, wurde am Freitag in Verwahrungshaft genommen. Unter den Opfern waren auch mehrere Juden, was zunächst ein antisemtisches Motiv vermuten ließ, wie die "Presse" berichtete.  Gegen den 24-jährigen Österreicher wird wegen schwerer Körperverletzung und gefährlicher Drohung ermittelt. Für ersteres drohen bis zu drei Jahre Haft.

"Wir gehen von zumindest drei Opfern aus", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nina Bussek.  Das Ermittlungsverfahren habe gerade erst begonnen, weitere Opfer könnten hinzukommen. Auch seien sie noch nicht alle einvernommen worden, Aussagen von Zeugen müssen erst eingeholt werden.

Die Staatsanwaltschaft hat einen Antrag auf Untersuchungshaft gestellt. Der Mann befindet sich in Gewahrsam in der Justizanstalt. Außerdem wurde ein Sachverständiger für Psychiatrie bestellt, der den Mann begutachten wird, sagte Bussek.

Anitsemitisches Motiv fraglich

Die Opfer dürften jedenfalls nicht ausschließlich Juden sein. Dass die Übergriffe des 24-Jährigen antisemitisch motiviert waren, "kann ich nicht bestätigen", betonte Bussek. Nach Eindruck der Polizei dürften die Opfer eher "wahllos ausgesucht" worden sein. Die Staatsanwaltschaft wartet noch auf einen schriftlichen Bericht der Exekutive.

Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) twitterte am Donnerstagabend, dass ein möglicher antisemitischer Hintergrund geprüft werde. Die Regierung kämpfe "entschieden gegen jede Form von Antisemitismus". Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), zeigte sich in einem Facebook-Posting am Donnerstag schockiert. Der von ihm als antisemitisch eingestufte Vorfall zeige aber auch, "dass wir uns nicht einschüchtern lassen und uns zur Wehr setzten." Deutsch dankte einem IKG-Mitarbeiter, der Augenzeuge des Übergriffs auf einen Kippa-Träger wurde, die Polizei verständigte und den Angreifer verfolgte.

Schockiert zeigte sich auch FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus in einer Aussendung am Freitag. Beim Angreifer handle es sich um einen Mann mit türkischem Migrationshintergrund. "Seit Jahren warnen wir vor diesem aus muslimischen Ländern importierten Antisemitismus. Ich kann es nicht akzeptieren, dass Wiener aufgrund des Tragens einer Kippa attackiert werden", so Gudenus.

Auch Türkische Kulturgemeinde in Österreich (TKG) verurteilte die Gewalttaten in der Taborstraße in Wien gegen jüdische Mitbürger. "Die Menschen aus der Türkei leben in Österreich seit über fünfzig Jahren mit den jüdischen Bürgern in gegenseitigem Respekt vorbildlich zusammen", hieß es in einer Aussendung.

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