Rotstift regiert die Post: Jährlich 1000 Stellen weniger

(c) Michaela Bruckberger
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Post-General Pölzl will den Wechsel von Postlern zur Polizei forcieren, derzeit sind 150 Postler bei der Polizei. Das Lockangebot von 10.000 Euro ist allerdings ausgelaufen, ob es verlängert wird, ist noch offen.

Wien (eid). 1081 Stellen wurden bei der halbstaatlichen Post im Vorjahr abgebaut – heuer und in den nächsten Jahren werden es annähernd wieder so viele sein. „Wir werden in den kommenden Jahren jährlich 800 bis 900 Stellen und mehr abbauen müssen“, gab Post-General Georg Pölzl am Dienstag die Richtung vor. Ende 2009 beschäftigte die Post knapp 26.000 Vollzeitkräfte, davon 21.600 in Österreich.

Angesichts der Umsatz- und Ertragserosion durch E-Mail, den krisenbedingten Preisdruck im Paketbereich und die drohende Konkurrenz durch private Anbieter nach der Marktöffnung 2011 gibt es für Pölzl nur zwei Stoßrichtungen: einerseits die Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern und andererseits Wachstumschancen – etwa im Paket- und Logistikbereich – zu nutzen. Pölzl: „Es muss uns gelingen, Qualitäts- und auch Kostenführer zu bleiben.“

Das klingt nach der Quadratur des Kreises, wie die am Dienstag präsentierten Zahlen für 2009 zeigen. Denn die Post hat trotz Einsparungen von 40 Mio. Euro ein Drittel des Konzernergebnisses eingebüßt.

Was den Personalabbau betrifft, verlassen durch natürliche Fluktuation rund 2500 Postler jährlich das Unternehmen. 2009 wurden gleichzeitig 1500 Mitarbeiter nach dem neuen, viel günstigeren Kollektivvertrag angestellt. Allerdings gehen so gut wie ausschließlich nicht beamtete Mitarbeiter. 470 Postler haben den Sozialplan angenommen, immerhin werden bis zu 45 Monatsgehälter geboten.

Bei den unkündbaren Beamten, die noch mehr als die Hälfte der Postler stellen, gibt es so gut wie keine Abgänge, die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit beträgt 26 Jahre. Nur 300 Beamte gehen jährlich in Pension, weil das Durchschnittsalter inzwischen bei 45 Jahren liegt. Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter will die Post jedoch nicht sagen.

500 sind im Karrierecenter

Pölzl will heuer den Wechsel von Postlern zur Polizei forcieren. Derzeit sind 150 Postler bei der Polizei. „Darauf liegt heuer der Fokus, wir glauben, dass bis zu 500 wechseln können“, sagte Pölzl. Das Lockangebot von 10.000 Euro ist allerdings ausgelaufen, ob es verlängert wird, ist noch offen. Rund 500 Beschäftigte sind freigestellt, weil ihr Arbeitsplatz wegrationalisiert worden ist. Sie sind im Karriere- und Entwicklungs-Center (KEC) „geparkt“. Für diese Unterbeschäftigung hat die Post in der Bilanz 285,6 Mio. Euro rückgestellt. Für die Hälfte von ihnen hat die Post gelegentlich Arbeit. Pölzl will in den nächsten Jahren auch den internen Arbeitsmarkt aktivieren, zumal durch die Schließung kleiner Postämter und deren Ersatz durch Postpartner auch viele Beamte in den Filialen ihren Job verlieren werden. Wie schwierig das ist, hat kürzlich Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter berichtet: Bei der TA sind derzeit 887 Mitarbeiter freigestellt, dem gegenüber stehen 600 freie Stellen. Aber laut Ametsreiter interessiert sich niemand dafür.

Der Post machte im Vorjahr aber nicht nur die Erosion im Briefgeschäft zu schaffen. Auch bei den 19 Auslandstöchtern lief es nicht nach Wunsch. Meiller direct, Trans-o-Flex und Rhenus Life Science schrieben rote Zahlen, wobei es die Direktmail-Firma Meiller mit einem Verlust von zehn Mio. Euro am schlimmsten erwischte.

Stabile Dividende

Dennoch zahlt die Post für 2009 eine stabile Dividende von 1,5 Euro je Aktie – der Bonus der vergangenen Jahre von einem Euro entfällt allerdings. Die Dividende entspricht einer Ausschüttung von 101,3 Mio. Euro – angesichts des Konzernergebnisses von 79,7 Mio. Euro knabbert die Post ihre Reserven an, um die Aktionäre bei Laune zu halten. Investors-Relations-Mann Harald Hagenauer sieht das nicht so: Zum einen liege der Gewinn je Aktie in der Post AG mit 1,79 Euro deutlich über der Dividende. Zum anderen habe man einen Cashflow von 237 Mio. Euro erwirtschaftet.

AUF EINEN BLICK

Die Post hat 2009 einen deutlichen Gewinnrückgang erlitten: Bei einem Umsatzminus von 3,5 Prozent auf 2,356 Mrd. Euro fiel das Betriebsergebnis (Ebit) um 11,9 Prozent auf 149,4 Mio. Euro. Der Nettogewinn sank um 32,9 Prozent auf 79,7 Mio. Euro. Die Sparte Paket & Logistik und das Filialnetz schrieben rote Zahlen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2010)

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