Stundenlang trieb die Frau im Mittelmeer. Die Rettungsorganisation Proactiva wirft der libyschen Küstenwache vor, sie im Meer zurückgelassen zu haben.
Das Bild von Josefa ging um die Welt: Mit weit aufgerissenen Augen schaut sie ihre Retter an, die sie in ein Schlauchboot ziehen. Im Gesicht der erschöpften Frau spiegeln sich Angst und Entsetzen wider. An ein Stück Holz geklammert kämpfte sie im Mittelmeer stundenlang um ihr Leben. Rund 150 Kilometer vor der libyschen Küste entfernt. Neben ihr treiben im Wasser die Reste eines Gummischlauchboots und zwei Leichen von afrikanischen Migranten.
Nun ist das Rettungsschiff mit der geretteten Frau an Bord und der verstorbenen Frau und dem Kind in Mallorca eingetroffen. Die "Open Arms" sei nach viertägiger Fahrt am Samstag in den Hafen von Palma eingelaufen, teilte der Gründer der spanischen Nichtregierungsorganisation Proactiva Open Arms, Oscar Camps, auf Twitter mit.
Italiens rechte Regierung hatte der NGO zwar einen Hafen zum Anlanden zugewiesen. Rom wollte sich allerdings nur um die Überlebende, nicht aber um die Toten der Flucht über das Mittelmeer kümmern. Daraufhin steuerte Proactiva Spanien an.
Die vor der libyschen Küste geborgene Frau aus Kamerun sollte zunächst auf dem Schiff ärztlich und psychologisch untersucht und betreut werden, wie die Regionalbehörden der Balearen mitteilten. Proactiva ist davon überzeugt, dass die libysche Küstenwache die drei Flüchtlinge nach einer Rettung im Meer zurückgelassen hat, weil sie sich geweigert hatten, nach Libyen zurückgebracht zu werden.
Die spanische Nichtregierungsorganisation Proactiva Open Arms verklagt Libyen und Italien wegen unterlassener Hilfeleistung und fahrlässiger Tötung. Dies teilte die NGO am Samstag per Twitter mit. "Es war keine Vergnügungsreise, doch das Meer war zum Glück ruhig", sagte Riccardo Gatti, Sprecher von Proactiva Open Arms, der am Steuer des Schiffes war. Die Überlebende wurde in ein Krankenhaus eingeliefert. Sie erhole sich physisch allmählich, nachdem sie nach der Rettung nicht mehr fähig war, zu gehen. Sie habe einen großen Schock erlitten, sagte Gatti.
Der italienische Parlamentarier der Linkspartei LEU, Erasmo Palazzotto, ehrenamtlicher Helfer an Bord des Proactiva Open Arms-Schiffs, dankte Spanien für die Aufnahme der überlebenden Frau. "Während ganz Europa wegschaut, rettet die spanische Regierung Menschenleben", sagte der Parlamentarier.
(APA/dpa)