Jüdischer Friedhof in Währing: Geschichte, Stein um Stein

Der vergessene jüdische Friedhof in Währing ist ein Biedermeierjuwel – das zusehends verfällt.
Der vergessene jüdische Friedhof in Währing ist ein Biedermeierjuwel – das zusehends verfällt.(c) Lukas Aigelsreither
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Ein Gang über den jüdischen Biedermeierfriedhof in Währing ist eine Zeitreise von der industriellen Revolution bis zur Moderne. Der Friedhof verfällt – Geld zur Konservierung fehlt.

Der jüdische Friedhof in Währing ist ein verwunschener Ort. Pflanzen überwuchern die alten Grabsteine, umschließen und zersetzen sie. Manche davon sind bereits ebenso wieder Teil der Natur geworden wie die rund 30.000 Körper, die einst unter der Erde zur letzten Ruhe gebettet wurden.

Dieser Friedhof liegt rund 100 Meter von der U-Bahnstation Nussdorfer Straße entfernt und ist einer der ältesten und größten seiner Art in Europa. Er stammt aus der Biedermeierzeit – diente der jüdischen Gemeinde zwischen 1784 und 1884 als Bestattungsort. Ein Streifzug durch die schiefen, zugewachsenen Steine gleicht einer Zeitreise durch das 18. und 19. Jahrhundert – einem Freilicht-Museum von der industriellen Revolution bis hin zur beginnenden Moderne. Die Inschriften – sofern noch lesbar – sind ein einzigartiges Dokument der Wiener Kultur, Kunst, Wirtschaft und Gesellschaft. Zwischen der Hoffnung auf Freiheit und Gleichheit und dem Scheitern am Lueger'schen Antisemitismus spannt sich der Bogen von Unternehmern zu Handwerkern und Angestellten. Hier liegt etwa auch die Gründergeneration der Wiener Ringstraße begraben mit bedeutenden Namen wie Epstein, Ephrussi oder Todesko.

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