Der türkische Präsident stärkt dem deutschen Ex-Nationalspieler den Rücken. Er bewundere den Rücktritt Özils.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich in der Debatte um Mesut Özil hinter den ehemaligen Spielmacher der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gestellt. "Einen jungen Mann, der alles für die deutsche Nationalmannschaft gegeben hat, wegen seines religiösen Glaubens so rassistisch zu behandeln, ist inakzeptabel", sagte Erdogan am Dienstag zu Journalisten im türkischen Parlament.
"Gestern Nacht habe ich mit Mesut gesprochen. Seine Haltung in der Erklärung ist komplett patriotisch", sagte Erdogan laut dem Staatssender TRT Haber. Die Kritiker des Fußballers könnten das gemeinsame Foto Özils mit ihm nicht verdauen.
Özil hatte am Sonntag seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkündet und dies mit einem Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit begründet. Özil und sein Nationalmannschaftskollege Ilkay Gündogan hatten sich kurz vor der Präsidentschaftswahl in der Türkei mit Erdogan getroffen und ihm Trikots ihrer jeweiligen Vereinsmannschaft überreicht. Dies war unter anderem als Wahlkampfhilfe für Erdogan kritisiert worden, dem Missachtung von Menschenrechten und Pressefreiheit vorgeworfen wird. Özil verteidigte das Foto als Respektbezeugung gegenüber dem Präsidenten des Landes seiner Vorfahren.
Pressestimmen: "Mesut Özil als Vorbild - der Fall ist erledigt!"
Grüne fordern DFB-Chef zum Rücktritt auf
In Deutschland hingegen standen Özil und der Deutsche Fußballbund am Dienstag weiterhin in der Kritik. Mehrere Politiker warfen dem türkischstämmigen Sportler über die Fraktionen hinweig vor, es sich mit seiner Rückzugserklärung zu einfach gemacht zu haben. Die Grünen forderten DFB-Chef Reinhard Grindel zum Rücktritt auf. Der DFB habe es nicht geschafft, Özil und Gündogan "irgendwie wieder zu integrieren in die Familie der fußballspielenden Deutschen", sagte Grünen-Chef Robert Habeck dem Sender MDR Aktuell. Wenn Grindel sich nicht erkläre und entschuldige, "dann ist er der falsche Präsident, dann muss er den Stuhl freimachen", sagte Habeck.
Damit spricht der Grüne auch vielen Deutschen aus der Seele. Die Mehrheit sind laut einer repräsentativen Umfrage des Nachrichtenportals "t-online.de" für einen Rücktritt des Präsidenten. Außerdem ist knapp die Hälfte der Deutschen der Meinung, dass Özil vom DFB zu Unrecht zum Sündenbock für das historisch frühe WM-Ausscheiden des DFB-Teams gemacht wurde.
Alle reden darüber, nur die Protagonisten im DFB wie Präsident Reinhard Grindel, Teammanager Oliver Bierhoff oder Trainer Joachim Löw sprechen nicht. Über allem dürfte auch das Wettrennen um die EM 2024 zwischen Deutschland und der Türkei stehen.