Ein syrischer Kampfjet sei über den Golanhöhen in israelischen Luftraum eingedrungen, teilte die israelische Armee mit. Das Schicksal des Piloten ist unklar.
Israel hat nach Militärangaben einen syrischen Kampfjet abgeschossen, der in seinen Luftraum eingedrungen war. Die israelische Armee feuerte am Dienstag zwei Abwehrraketen auf den Kampfjet des Typs Suchoi. Das Flugzeug sei zwei Kilometer weit in israelischen Luftraum vorgedrungen und dann von Patriot-Raketen "abgefangen" worden. "Das Flugzeug ist im südlichen Teil der syrischen Golanhöhen abgestürzt", sagte der Armeesprecher Jonathan Conricus.
Er könne nicht sagen, warum es in Syrien niederging, obwohl es in israelischem Luftraum abgeschossen wurde. "Vielleicht hat er gewendet", sagte Conricus. Das Schicksal des Piloten sei unklar. Israel habe vor dem Zwischenfall mehrere Warnungen über verschiedene Kanäle und in verschiedenen Sprachen abgegeben, sagte Conricus. "Wir wissen, dass es ein syrisches Flugzeug war, obwohl die Russen auch Kampfeinsätze in dieser Gegend fliegen."
In den vergangenen Stunden hat es laut dem israelischen Militär vermehrt Kämpfe in Syrien gegeben. Daran seien auch syrische Kampfjets beteiligt. Israels Armee sei daher in erhöhter Alarmbereitschaft.
Syrien wirft Israel Terrorunterstützung vor
Syrien warf der israelischen Luftwaffe als erste Reaktion Terrorunterstützung vor. Der "israelische Feind" habe ein Flugzeug ins Visier genommen, das im Süden Syriens bewaffnete Terrorgruppen bekämpft habe, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur SANA.
In den vergangenen Stunden hat es laut dem israelischen Militär vermehrt Kämpfe in Syrien gegeben. Daran seien auch syrische Kampfjets beteiligt. Israels Armee sei in erhöhter Alarmbereitschaft.
Die syrischen Regierungstruppen kämpfen im Süden des Bürgerkriegslandes gegen einen Ableger der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Die Extremisten kontrollieren dort ein kleines Gebiet an der Grenze zu den von Israel besetzten Golanhöhen. Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, es habe am Dienstag in der Region mehr als 100 Luftangriffe auf den IS gegeben.
Assad-Truppen erobern große Teile des Landes
Die Anhänger des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad hatten in den vergangenen Wochen den Süden Syriens fast vollständig wieder unter Kontrolle gebracht. Die Armee und die mit ihr verbündete russische Luftwaffe hatten im Juni eine Offensive auf die Region um die Stadt Daraa begonnen. Nach anfänglichen Erfolgen gaben die meisten Rebellen nach Vereinbarungen mit der Regierung ihre schweren Waffen ab.
Bei den Kämpfen in Syrien abgefeuerte Raketen hatten bereits am Montag Israels Raketenabwehr aktiviert. Die israelische Armee teilte mit, zwei Raketen des Abwehrsystems "David's Sling" (Schleuder Davids) seien abgefeuert worden. Es habe die Sorge bestanden, die syrischen Raketen könnten auf israelischem Gebiet einschlagen. Die Raketen seien letztlich auf syrischem Gebiet niedergegangen.
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu hatte am Montag mit einer russischen Delegation über die gefährliche Lage in Syrien gesprochen. Ein israelischer Regierungsvertreter sagte nach Medienberichten anschließend, Russland wolle pro-iranische Kräfte in Syrien künftig etwa 100 Kilometer von der Grenzlinie zu Israel fernhalten.
Israel besetzt Golanhöhen seit 1967
Netanyahu habe bei dem Gespräch mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow und Generalstabschef Waleri Gerassimow aber darauf bestanden, längerfristig müssten alle iranischen Truppen und ihre Verbündeten aus ganz Syrien abziehen.
Im Syrien-Krieg verfolgt Israel offiziell eine Politik der Nichteinmischung. Dennoch bombardiert die israelische Armee seit Jahren in Syrien immer wieder iranische Stellungen und Waffenlieferungen für die libanesische Hisbollah-Miliz.
Auf den Golanhöhen an der Grenze zu Syrien hält Israel seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 ein 1.200 Quadratkilometer großes Gebiet besetzt. Die von Israel besetzte Seite wird immer wieder von fehlgeleiteten Raketen oder Granaten getroffen, die von den Konfliktparteien in Syrien stammen. Zu einem 1974 mit Syrien geschlossenen Waffenstillstandsabkommen gehört eine entmilitarisierte Zone an der Grenzlinie zu den israelisch besetzten Golanhöhen.
(APA/AFP/dpa/Reuters)