Puigdemont will wieder aus Brüssel für Kataloniens Unabhängigkeit kämpfen

APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
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Der katalanische Separatistenführer will Deutschland nach Ende seines Auslieferungsverfahrens bald verlassen. In Brüssel fühle er einen europäischen Geist, der für die Lösung des Konflikts wichtig sei.

Der frühere katalanische Regierungschef Carles Puigdemont will wieder von Belgien aus für die Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien kämpfen. "Ich werde an diesem Wochenende nach Belgien zurückkehren", kündigte er am Mittwoch in Berlin an. Jeder wisse, dass das Thema inzwischen keine interne spanische Angelegenheit mehr sei. Vielmehr gebe es inzwischen einen europäischen Blick darauf. "Und dieser europäische Blick muss bei der Suche nach Lösungen auch berücksichtigt werden". Dafür sei Brüssel ein wichtiger Ort.

Er werde am Samstag aus Deutschland abreisen und seine Familie mitnehmen, sagte Puigdemont. Er sei in Deutschland mit großer Herzlichkeit aufgenommen hervorragend behandelt worden. Dafür bedanke er sich. Auch während seiner Haft in Deutschland sei er mit außerordentlichem Respekt und mit sehr viel Wohlwollen behandelt werden. Puigdemont war vor vier Monaten in Schleswig-Holstein bei der Durchreise auf Grundlage eines von Spanien erwirkten internationalen Haftbefehls festgenommen worden, den Spanien inzwischen aber zurückzog. Die spanische Justiz verzichtet damit auf eine Auslieferung des 55-Jährigen aus Deutschland.

Madrid fordert neue Regierung zu Verhandlungen auf

Er fühle sich weiterhin einem Mandat der Bevölkerung Kataloniens verpflichtet, für dessen Unabhängigkeit zu kämpfen, sagte Puigdemont. Berichte, nach denen Russlands Präsident Wladimir Putin die Separatisten unterstütze und nach denen immer mehr wichtige Firmen aus der Region abwanderten, nannte er "Fake News". Jüngste Zahlen zeigten zudem, dass Katalonien wirtschaftlich als unabhängiges Land überleben könne. "Jeder weiß (...), dass eine Unabhängigkeit wirtschaftlich machbar und sinnvoll ist."

Mit dem Regierungswechsel in Spanien machte Puigdemont einen Stimmungswechsel in Hinblick auf den Katalonien-Konflikt aus. Er forderte die neue Regierung in Madrid auf, jetzt konkret über die Unabhängigkeit mit den Separatisten zu verhandeln. "Jetzt ist keine Zeit mehr für Gesten, sondern für Fakten".

Puigdemont hatte gegen den Willen der spanischen Zentralregierung ein Referendum über die Abspaltung Kataloniens angesetzt und danach im Oktober 2017 die Unabhängigkeit Kataloniens ausgerufen. Die spanische Zentralregierung betrachtete das als Rebellion. Der Ex-Regierungschef floh daraufhin nach Belgien. Kurz vor Ostern wurde er dann auf der Durchreise in Schleswig-Holstein festgenommen und später gegen Auflagen aus der Haft entlassen.

(APA/dpa/AFP)

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