U6: Salatdemokratie nach Art der Wiener Linien

Eine Abstimmung, was man in der U-Bahn essen darf - im Ernst?

Wurstsemmel ist gut, Sushi auch, Mayonnaisesalat vielleicht nicht, Kebab und Pizzaschnitte sowieso auf keinen Fall. Oder so. Ja, die Wiener Linien lassen nun auf ihrer Website ernsthaft darüber abstimmen, welche Art von Speisen künftig in der U6 nicht mehr konsumiert werden dürfen. Also warme, geruchsintensive Speisen vs. Sushi vs. Weckerl vs. Eis oder Salat. „Geht's noch?“, möchte man da am liebsten fragen. Regeln jetzt also die Benutzer, ob Frozen Joghurt auf den Index gesetzt wird, gefüllte Weckerl dafür weiter konsumiert werden dürfen?

Was soll das bringen? Kann sich ein Kunde der Wiener Linien bei einer solchen Fragestellung noch ernst genommen fühlen? Einzelne Lebensmittel zur Disposition stellen, andere exkulpieren? (Immerhin, es gibt auch die Frage, ob man für ein generelles Essverbot auf der U6 ist – und ob es dann auf alle Linien ausgeweitet werden soll.)

Bei allem Verständnis für Mitbestimmung, liebe Wiener Linien, aber ein derart kindisches Spektakel wie diese Abstimmung haben Eure Fahrgäste nicht nötig. Wenn man schon glaubt, dass das Essen in der U-Bahn nicht sein soll – und das unbedingt über ein Verbot regeln möchte –, dann macht es einfach. Komplett und endgültig. Für alle Speisen und aus. Denn eine österreichische Lösung, bei der dann Kontrollore anhand einer Liste beurteilen, ob jemand gerade in der U-Bahn illegal jausnet, ist nur noch lächerlich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2018)

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