Imran Khan erklärte sich zum Sieger der Wahl in Pakistan

Imran Khan hat große Chancen, nächster pakistanische Ministerpräsident zu werden.
Imran Khan hat große Chancen, nächster pakistanische Ministerpräsident zu werden.REUTERS
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Die derzeit regierende PML-N des inhaftierten Ex-Ministerpräsidenten Sharif will die Ergebnisse nicht anerkennen. Sie ortet Manipulationen. Beobachter fürchten Unruhen.

Noch vor der Verkündung der offiziellen Resultate hat sich der ehemalige Cricket-Star Imran Khan zum Sieger der Parlamentswahlen in Pakistan erklärt. "Gott hat mir die Chance gegeben, meinen Traum wahr werden zu lassen", sagte der Vorsitzende der Bewegung für Gerechtigkeit (Tehreek-e Insaf/PTI) am Donnerstag in einer Fernsehansprache.

Er habe 22 Jahre dafür gekämpft und danke Allah für die Möglichkeit, der Nation zu dienen. Die Wahlen bezeichnete er als "historisch".

17 Stunden nach Schließung der Wahllokale waren am Donnerstag pakistanischen Medien zufolge rund 50 Prozent der Stimmzettel ausgezählt. Zeitungen und Fernsehsender sagten bereits am Mittwochabend einen Sieg von Khans Partei voraus. Die englischsprachige Zeitung "Dawn" erklärte, Khan habe zu einem "K.-o.-Schlag" ausgeholt, während die regierende Pakistanische Muslimliga-Nawaz (PML-N) "vor ihrer schwersten Stunde" und "am Rande des Zusammenbruchs" stehe.

Manipulationsvorwürfe

Khan erklärte sich am Donnerstag dann direkt zum Sieger. "Wir waren erfolgreich, und wir haben ein Mandat erhalten," sagte er im Fernsehen. Nach Teilergebnissen vom Donnerstag konnte sich Khans PTI mindestens hundert Sitze in der Nationalversammlung, dem pakistanischen Unterhaus, sichern. Zur Regierungsbildung sind 137 Sitze erforderlich.

Der Urnengang wird von Vorwürfen der Wahlfälschung überschattet. Die beiden etablierten Parteien, die Regierungspartei PML-N und die Pakistanische Volkspartei (PPP), hatten berichtet, Wahlbeobachter ihrer Kandidaten seien aus den Wahllokalen gedrängt worden und hätten keine offiziellen Resultate bekommen. Beide wollen das Ergebnis der Wahl nicht akzeptieren. Auch kleinere Parteien äußerten den Vorwurf der Wahlmanipulation.

Khan forderte die Parteien auf, Beweise für ihre Behauptungen vorzulegen. Der Chef-Wahlkommissar, Sardar Mohamed Raza, verteidigte den Prozess. "Diese Wahlen waren zu 100 Prozent transparent und fair", sagte Raza.

Der 65-jährige Khan, der 1992 das Cricket-Team des Landes zur Weltmeisterschaft geführt hatte, wird von seinen Anhängern als Reformer verehrt, der die Korruption bekämpfe und soziale Wohltaten verteile. Seine Gegner attackieren ihn hingegen als "Taliban Khan", der sich mit radikalislamischen Gruppen verbündet habe und vom mächtigen Militär in Pakistan unterstützt werde.

Warten auf den Widerstand

Der Spitzenkandidat der PML-N, Shahbaz Sharif, sprach in der Nacht von einer "offenkundigen Manipulation". Der Ablauf der Wahlen habe Pakistan "30 Jahre in die Vergangenheit zurückgeworfen". Der Bruder des inhaftierten Ex-Regierungschefs Nawaz Sharif kündigte an, seine Partei werde mit allen politischen und legalen Mitteln gegen "dieses Ergebnis" vorgehen. Die seit 2013 regierende Partei hatte das Militär schon vor dem Urnengang beschuldigt, die Wahl zugunsten Khans zu manipulieren.

Die Wahlkommission wies die Manipulationsvorwürfe zurück. Die Verzögerungen bei der Stimmenauszählung hätten technische Gründe, mit einer neuen Software gebe es unerwartete Probleme. Berichten zufolge könnte sich die Bekanntgabe des Wahlergebnisses bis Donnerstagabend hinziehen.

"Die überraschend hohe Zahl von Sitzen für die PTI, schon während der Auszählung, wird reichen, um bei PPP und PML-N Argwohn auszulösen", sagte der Politikexperte Michael Kugelman vom Wilson Center in Washington.

"Das ist komplettes Chaos", meinte die Politikwissenschafterin Azeema Cheema. Sie sei "sehr besorgt". Die weitere Entwicklung in Pakistan hänge davon ab, "wie der zivile Ungehorsam organisiert wird". Denkbar seien "spontane Randale von Parteimitarbeitern" sowie "Sit-ins und Demonstrationen", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.

Kugelman teilte diese Besorgnis: Er sehe "keinen Weg, eine Zeit der Unruhe zu vermeiden". Von den 207 Millionen Einwohnern des Landes waren rund 106 Millionen aufgerufen, die Abgeordneten für die nächste Legislaturperiode von fünf Jahren zu wählen und dadurch auch die Regierungsmehrheit zu bestimmen.

(APA/AFP)

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