„Keinen Angsthasenfußball spielen“

Karl Daxbacher signiert Bälle, lieber sieht sie der Trainer im gegnerischen Tor.
Karl Daxbacher signiert Bälle, lieber sieht sie der Trainer im gegnerischen Tor.APA/HERBERT PFARRHOFER
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Der Start der Zwölferliga führt Aufsteiger Innsbruck heute zu Austria, für Trainer Karl Daxbacher ist es auch eine Heimkehr. Es geht um Punkte und ein Glas Wein.

Wien. Mit dem Start der Fußball-Zwölferliga beginnt auch für einen Traditionsklub der Weg in eine neue Zukunft. FC Wacker Innsbruck kehrt als Erste-Liga-Champion unter Regie von Karl Daxbacher ins Oberhaus zurück. Dass der Auftakt heute in Favoriten gegen „seine“ Austria (20.45 Uhr, A1, Sky) steigt, erfüllt den „Gentleman“ mit besonderem Stolz. Neues Stadion, altes Flair, seine Wurzeln vergisst man eben nicht.

Der 65-Jährige ist der älteste Trainer der Bundesliga und gilt als sehr besonnen. Das Spiel gegen die Violetten inspiriert „Sir“ Karl, wie man ihn ruft. Er sagt: „Als Außenseiter kannst du relativ unbelastet auftreten. Wir sollten keinen Angsthasenfußball praktizieren.“

Tirol und Fußball, das ist langes Kapitel Fußballgeschichte. Die Innsbrucker sind mit zehn Meistertiteln nur von Rapid, Austria und Salzburg (Austria und RB) übertroffen. Finanzielle Engpässe bedingten Auf- und Abstiege, Trainer kamen und gingen – doch seitdem Daxbacher an der Seitenlinie steht, werden keine absurden Visionen mehr verbreitet. Sechs bis sieben Millionen Euro Budget habe man, „also nicht viel“, sagt er trocken. Ordentlichen Fußball wolle man bieten, Große ärgern und andere hinter sich lassen.

Niveau halten oder bekommen

Dass nur ablösefreie Spieler geholt wurden, sei Folge der limitierten Ressourcen. Innenverteidiger Meusburger (Hartberg) und Flügelspieler Durmuş (Ried) kamen, der Slowene Eler (AS Nancy) fällt verletzt aus. Stärker sei der Kader aber geworden: „Meine Spieler müssen es schaffen, Bundesliganiveau zu halten oder schnell zu bekommen.“

Dass eine gewisse Nervosität mitgefahren sei nach Wien, wollte Daxbacher gar nicht abstreiten. Es sei „etwas Besonderes“, in Favoriten, wo er 2009 „nur“ Cupsieger wurde, neu anzufangen, sagt der Trainer, der vor Innsbruck bereits Lask und St. Pölten zu Erstliga-Champions machte. Es gelte, „keine Klatsche zu kassieren“, sondern sich gut zu verkaufen und „mutig zu spielen“ an seiner alten Wirkungsstätte. Austria sei „ja praktisch mein Fußballleben“, sagt Daxbacher, der früher am Verteilerkreis im defensiven Mittelfeld für Ruhe und Ordnung sorgte.

Mit Austria gewann er als Spieler sieben Titel, dass ihm Gleiches auf Anhieb mit Wacker gelingen könne, weist der Realist entschieden zurück. Der Kampf um Platz sechs und das Meister-Play-off würden womöglich ein Krampf, seien aber das Ziel. Salzburg, Sturm, Rapid und Violett sind für den Aufsteiger außer Reichweite, auch Lask habe mehr Möglichkeiten.

Und doch, ein Sieg gegen Austria wäre sein Wunschtraum zum Auftakt. Dann würde er sich auf der Heimfahrt, die er im Fanbus aus seiner Heimatgemeinde bestreiten werde, „ein Glaserl Wein“ genehmigen. Mit dem Start der Zwölferliga beginnt auch für „Sir“ Karl eine neue Reise. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2018)

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