Schlepperei: Zahlen sinken, Vorsorge geboten

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Der Lagebericht Schlepperei, den das Bundeskriminalamt am Donnerstag präsentiert hat, zeigt: Der Großteil der geschleppten Personen stammte im Jahr 2017 aus Afghanistan, die meisten rechtswidrig Eingereisten aus Nigeria.

Wien. Die Zahlen sind gesunken, und zwar jene der durch Schlepper ins Land gekommenen Personen, jene der Schlepper selbst und auch jene der rechtswidrig (ohne Schlepperhilfe) nach Österreich gekommenen Personen. Das geht aus dem am Donnerstag vom Bundeskriminalamt präsentierten Schlepperei-Bericht hervor. Eine Gesamtrechnung zeigt: 2016 sind insgesamt 50.848 Personen aufgegriffen worden; im abgelaufenen Jahr sind es „nur“ noch 27.753 gewesen.

Im Einzelnen: Bei den Schleppern, die der Polizei ins Netz gegangen sind, sehen die Zahlen so aus: 222 wurden aufgegriffen. Und damit weniger als 2016. In jenem Jahr waren es 249. Allerdings könnte sich laut Gerald Tatzgern, Leiter des Büros Menschenhandel und Schlepperei im Bundeskriminalamt, die Situation heuer wieder verschärfen, wurden doch in der ersten Jahreshälfte 2018 wieder mehr Schlepper festgenommen. Nämlich 122. Im Vergleichszeitraum 2017 waren es 103.

Die Herkunft der Schlepper sieht so aus: Die Österreicher liegen mit 29 vorn, gefolgt von Irakern (22), Türken (17), Deutschen und Italienern (je 16).

Unter den geschleppten Personen liegen mit 1686 im Jahr 2017 die Afghanen vorn, gefolgt von den Pakistanis (1322). Die größte Gruppe der Aufgegriffenen, nämlich die 2017 rechtswidrig eingereisten Personen, stammt aus Nigeria (3055, siehe dazu jeweils die Grafik). Dies sei Ausdruck des hohen Migrationsdrucks aus Afrika, so Tatzgern. Knapp dahinter folgen Pakistanis und Afghanen.

Jobsuchende aus der Türkei

Dass die Syrer dennoch in der Asylstatistik vorn liegen, ist so zu erklären: Viele Antragsteller kommen via Familienzusammenführung mittlerweile legal ins Land. An eine dauernde Beruhigung der Flüchtlingskrise glaubt man im Bundeskriminalamt nicht. Verwiesen wird auf die prekäre Wirtschaftslage in der Türkei, die vor allem viele Afghanen und Iraker ihre Jobs kosten, was deren Weiterreise nach Europa zur Folge hat.

In Afghanistan wiederum schicke praktisch jede größere Familie einen ihrer Söhne nach Europa, erklärte Tatzgern. Einer der Gründe laut Polizei: In Österreich komme man durch den Bezug von Sozialleistungen monatlich auf eine Summe, die etwa einem Jahreseinkommen in Afghanistan entspreche.

Um einen größeren Zustrom nach Österreich zu verhindern, setzt die Exekutive auf stärkere internationale Zusammenarbeit. Der Kooperationswille der Balkanländer sei vorhanden, versicherte der Leiter des Bundeskriminalamts, Franz Lang. Manchmal mangle es aber an Organisation und Zugriff auf internationale Datenbanken. Österreich assistiert auf dem Balkan beim Grenzschutz, derzeit mit 60 Beamten. (m. s.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2018)

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