Die Partei des Ex-Cricketstars ist stärkste Kraft im islamischen Land mit mehr als 200 Millionen Einwohnern. Er verpasst aber die absolute Mehrheit.
Der ehemalige Cricketstar Imran Khan hat die Parlamentswahl in Pakistan nun auch nach offiziellen Angaben gewonnen. Wie die Wahlkommission am Freitag mitteilte, erlangte seine Partei Tehreek-e-Insaf (PTI) 114 Sitze im Parlament in Islamabad und wurde damit stärkste Kraft. Sie verpasste jedoch die absolute Mehrheit und ist zur Regierungsbildung auf einen Koalitionspartner angewiesen.
Die bisherige Regierungspartei PML-N von Ex-Premierminister Nawaz Sharif erhielt demnach 63 Sitze, die Pakistan Peoples Party (PPP) 43 Sitze. Letztere könnte in einer Koalitionsregierung der Partei Khans die notwendige Mehrheit verschaffen. Für eine absolute Mehrheit in der Nationalversammlung sind 137 Sitze erforderlich. Khan hatte den Wahlsieg bereits am Donnerstag für sich beansprucht: "Wir waren erfolgreich, und wir haben ein Mandat bekommen", sagte er in Islamabad.
Manipulationsvorwürfe
Verzögerungen bei der Stimmenauszählung hatten Zweifel an der Legitimität der Wahl geweckt, doch die Wahlkommission wies Manipulationsvorwürfe zurück. Die Verzögerungen bei der Stimmenauszählung hätten technische Gründe, mit einer neuen Software habe es unerwartete Probleme gegeben. Bei elf Parlamentssitzen war zunächst weiter unklar, an welche Partei sie gehen.
Die PML-N bestritt bereits vor der Veröffentlichung des Wahlergebnisses dessen Rechtmäßigkeit und kündigte an, dagegen vor Gericht ziehen zu wollen. Die seit 2013 regierende Partei hatte das Militär vor dem Urnengang beschuldigt, die Wahl zugunsten Khans zu manipulieren. Auch andere Parteien sprachen von Wahlbetrug. Internationale Wahlbeobachter, darunter eine Delegation der EU, sollten am Freitag erste Bewertungen der Stimmabgabe abgeben.
Khan gegen Korrpution
Premier Pakistans zu werden, ist für Imran Khan ein lange gehegter Traum. Dass er einen langen Atem hat, bewies der heute 65-Jährige schon als Kapitän der Kricket-Nationalmannschaft: 40 Jahre alt war er schon, als er das Team 1992 zur Weltmeisterschaft führte. 1996 gründete Khan seine Bewegung für Gerechtigkeit PTI und ging in die Politik.
Lange war er ein politisches Fliegengewicht. Bei den Wahlen 2013 konnte die PTI schließlich 7 Millionen Stimmen auf sich vereinen - mehr, als jede Oppositionspartei vor ihr.
Khans Hauptthema ist seit Beginn seiner Polit-Karriere der gnadenlose Kampf gegen die Korruption. "Ich war noch nie an der Macht, also kann ich auch nicht korrupt sein", sagte er selbst einmal zu diesem Thema. Es war auch Khans PTI, die nach den Enthüllungen der "Panama-Papers" den Obersten Gerichtshof aufforderte, Untersuchungen gegen den früheren Ministerpräsidenten Nawaz Sharif aufzunehmen. Sharif sitzt nun wegen Korruption in Haft.
Khans Kritiker mokieren, er drehe sich wie ein Blatt im Wind: An einem Tag gebe er sich aufgeschlossen und weltoffen, am anderen verteidige er das Stammessystem oder das Blasphemiegesetz. Khan wird zudem nachgesagt, er sei in der Parlamentswahl der Wunschkandidat des Militärs gewesen. Beide Seiten bestreiten das.
(APA/AFP/dpa)