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Popfest Wien: Frauenband Schapka kritisiert Red Bull

Schapka/Facebook
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Die Punkband Schapka trat zwar auf der Red Bull Music Stage auf, ließ es sich aber nicht nehmen, die namensgebende Firma und Gründer Mateschitz deutlich zu kritisieren.

Punk ist nicht nur ein Musikstil, sondern auch eine Haltung, mit einem zentralen Anspruch: Wir lassen uns nicht kaufen. In diesem Sinn erwies sich das Frauenquartett Schapka beim Wiener Popfest als echte Punkband. Es war für die – offenbar nach dem Sponsor benannte – Red Bull Music Stage gebucht und trat auch dort auf. Aber durchaus nicht kommentarlos.

Schon beim ersten Stück entrollten die Musikerinnen, deren erstes Album „Wir sind Propaganda“ heißt, ein Transparent mit der Aufschrift „Wir sind Propaganda, aber nicht für Rechtspopulisten.“ Und sie kritisierten Red Bull explizit, sowohl das Getränk als auch die Firma sowie deren Gründer und 49-Prozent-Eigentümer Dietrich Mateschitz, dem sie Sympathien für Russlands Präsident Wladimir Putin und für autoritäre Politik vorwarfen. Schapka, die sich nach dem russischen Wort für Mütze nennen und ihren Namen auch mit kyrillischen Buchstaben schreiben (was wie „Wanka“ aussieht), sehen sich in der Tradition der russischen Frauenband Pussy Riot, im März traten sie im Vorprogramm von Pussy-Riot-Mitglied Mascha Alechina in der Wiener Arena auf.

Harsche Kritik übte die Band auch am vom Red Bull Media House betriebenen TV-Sender Servus TV – für die Einladung des Identitären Martin Sellner zu einer Diskussion und dafür, dass bei Servus TV kein Betriebsrat zugelassen werde. In ihren Songs, vorgetragen mit dem edlen Pathos des Antivirtuosentums, plädierten Schapka unter anderem für die Anerkennung von Sexarbeit, priesen die Queerness und besangen Formen der weiblichen Sexualität: „Manche Frauen haben Secrets, alle haben Sekret.“ Am Ende schütteten die vier einschlägige Energiegetränke ins Publikum. Viel Jubel auch dafür.

Kreisky: "Was soll das heißen, identitär?"

Eine ältere und männlichere, aber auch ganz und gar nicht gemütliche Form des Punk dann auf der Seebühne, bei der auf Wut und Grant spezialisierten Band Kreisky. Die auch einen Teil aus dem Stück „Viel gut essen“ brachte, das sie gemeinsam mit Sibylle Berg im Rabenhof Theater aufgeführt hat: Ihr Sänger Franz Adrian Wenzl spielte darin einen geplagten, bedrängten „kleinen Mann“, der zum Wutbürger und zum Rechtsextremen wird. In manchen Kreisky-Songs ähnelt das stets empörte, aufgeregte Lyrische Ich dieser Rolle, in anderen hat es mehr vom realen Wenzl, im genialen Lamento „Ein Depp des 20. Jahrhunderts“, in der Jugenderinnerung "Saalbach-Hinterglemm" etwa oder in der stets wirksamen Attacke „Scheiße, Schauspieler“. Wohl auch im neuen Stück „Takeover“, in dem Wenzl offenbar einen Vater gibt, der seinen Sohn für seine politischen Aktivitäten tadelt: „Was soll das heißen, identitär? Das sind Nazis, das ist Abschaum, so haben wir dich nicht erzogen.“ Dabei stellt Wenzl den keppelnden Vater ganz ähnlich dar wie in anderen Songs den Wutbürger: Kreisky-Songs erlauben dem Hörer nicht, zufrieden zu konstatieren, wer da gut und wer böse ist, das macht sie so subtil.

Fein auch Wenzls öffentliche Erinnerung an den letzten Kreisky-Auftritt beim Popfest, 2012, einen Tag vor dem Konzert von Madonna im Praterstadion. Diese sei, offenbar genervt vom Kreisky-Lärm, aus dem Hotel Intercontinental ausgezogen: „Das war unser Eintrag in die Popgeschichte.“

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