Musiker über einen Lautsprecher bezahlen

Musiker sollen mit der Kryptowährung Musicoin direkt bezahlt werden.
Musiker sollen mit der Kryptowährung Musicoin direkt bezahlt werden.(c) Volareo
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Musikstreaming wird schon bald um eine Facette reicher sein. Mit Volareo kommt Ende 2018 der erste Blockchain-Streaming-Lautsprecher auf den Markt.

Die Musikbranche ist im Umbruch. Das ist sie eigentlich ständig. Die große Frage bleibt aber immer die gleiche. Wie kommen Musiker an ihr Geld? Streaming-Plattformen haben Musikpiraterie nahezu verdrängt. Doch was tatsächlich bei den Musikern ankommt, ist fast nichts. „Ein Künstler verdient auf Spotify pro Lied 0,72 Cents“, erklärt Nick Yap von Volareo. Der Gründer will den Musikmarkt aufrütteln. Er hat einen Lautsprecher entwickelt, der inklusive eigener Streaming-Plattform und Bezahlmethode auf den Markt kommt. Was daran neu ist? Der Nutzer muss nicht wie bei Spotify, Deezer oder Apple Music eine monatliche Gebühr bezahlen. Der Dienst ist werbefrei und gratis für die User. Gefällt ein Lied besonders gut, kann das honoriert werden.

Applaus, Applaus. Trinkgeld ist ungewöhnlich, aber möglich bei Volareo. „Sie unterstützen einen Musiker mit einer kleinen Spende. Entweder drücken Sie den Knopf am Lautsprecher oder Sie klatschen“, erklärt der Gründer. Dieser Ansatz könnte einen erneuten Paradigmenwechsel am Musikmarkt bedeuten. Was der iPod für digitale Musik war, Sonos für Streaming, könnte Volareo für die Entlohnung der Musiker bedeuten; besonders für Indie-Künstler. Diese haben es bei den großen Plattformen besonders schwer, Gehör zu finden.

Volareo will eine Beziehung zwischen Künstlern und Nutzern aufbauen. Das Klatschen steht nicht nur für die Wertschätzung, sondern auch für die Bezahlung. Der Nutzer bekommt dadurch ein gutes Gefühl und der Musiker wird entlohnt. „Wir geben Kellnern Trinkgeld, warum nicht auch Musikern?“, stellt Yap eine durchaus berechtigte Frage.

Es klingt aus der Blockchain. Volareo überrascht nicht nur mit einem komplett neuen Zugang zu Streaming, sondern auch zur Bezahlung. Zum Start des Speakers enthält jedes Nutzerkonto zehn Musicoins. Wie der Name schon ahnen lässt, steckt dahinter eine Kryptowährung. Und natürlich auch eine Blockchain.

Während im Finanzwesen die Blockchain entweder als der neue Heilsbringer oder als des Teufels Brut gesehen wird, ist sie im Musikbusiness noch ein Unikum. Der Vorteil der Blockchain ist die Transparenz. Denn jede Transaktion trägt die Summer aller früheren Transaktionen in sich. Jeder Block in dieser Kette ist davor geschützt, manipuliert zu werden.

Sobald also eine digitale Information nachweisbar und nachverfolgbar ist, wird keine Kontrollinstanz mehr benötigt. Das bedeutet: kein Paypal oder Finanzhaus für meine Online-Bezahlungen, kein Facebook für meine Identität. Musicoin garantiert den Musikern, dass das Geld ohne Umwege direkt bei ihnen ankommt. Außerdem können die Musiker im digitalen Vertrag bei Musicoin selbst festlegen, wie viel an sie und anteilig an die einzelnen Bandmitglieder ausbezahlt werden soll.

Die Hoffnungauf die Nachfrage. Aktuell bekommt man für zehn Euro mehr als 1678 Musicoin. Nicht unbedingt sehr großes Trinkgeld, wenn man pro Klatschen ein Musicoin bekommt. Nachdem sich aber bereits mehr als 2500 Künstler auf der Plattform eingetragen haben, liegt die Hoffnung ganz auf großer Nachfrage, um den Wert der Kryptowährung in die Höhe zu treiben. Der smarte Speaker Volareo wird seinen Teil dazu beitragen. Im vierten Quartal dieses Jahres soll der Lautsprecher dann online erhältlich sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2018)

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