Kleinere Pommes Frites für Deutschland

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Die deutschen Bauern leiden unter anhaltender Hitze und Dürre: Kartoffel- und Milchbauern klagen besonders laut. Sie warnen vor Preissteigerungen.

Hitze und anhaltende Dürre machen den deutschen Bauern zu schaffen: Die kartoffelverarbeitende Industrie in Deutschland warnt vor Qualitätsproblemen und drohenden Engpässen. Mit der Trockenheit spitze sich die Lage "dramatisch" zu, hieß es in einer Stellungnahme des deutschen Bundesverbands der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie (BOGK).

Schon jetzt werde mit Ernteausfällen bei Kartoffeln von bis zu 40 Prozent gerechnet, berichtete BOGK-Geschäftsführer Horst-Peter Karos. "Wenn kein Wetterumschwung kommt, ist die Missernte da", sagte Karos.

Aufgrund der Dürre gerieten die Kartoffelpflanzen vermehrt unter Stress und stellten das Wachstum ein, sodass die Knollen klein blieben. Auch eine Beregnung - sofern überhaupt möglich - nütze wenig. Vor allem Knollen in Übergröße, wie sie zur Produktion von Pommes Frites benötigt würden, seien bereits jetzt auf zahlreichen Böden kaum oder gar nicht mehr vorhanden.

Kleine Kartoffeln zum Teil nicht vermarktungsfähig

"Die Menge der Knollen ist gesetzt. Jetzt geht es nur noch um die Größe", erklärt Landwirt Stephan Hufer aus dem niederrheinischen Alpen (Kreis Wesel). Nordrhein-Westfalen zählt neben Niedersachsen und Bayern zu den größten deutschen Anbaugebieten für Kartoffeln. Sorgen bereite der Verkauf der von Hitze und Trockenheit stark betroffenen Ernte. "Es wäre denkbar, dass kleinere Kaliber zum Teil nicht mehr vermarktungsfähig sind", sagte Hufer. Die Landwirte hofften nun, wenigstens einen Teil der drohenden Einbußen über Preissteigerungen wieder wettzumachen.

Für die Industrie geht Karos davon aus, dass künftig auch kleinere Kartoffeln für die Produktion von dann kürzeren Pommes Frites eingesetzt werden könnten. "Wenn die größeren Sortierungen nicht da sind, muss man auf kleinere Chargen zurückgehen", sagte er. Da auch die europäischen Nachbarländer von der Dürre betroffen seien, könne das Problem nicht durch Einfuhren gelöst werden. Importe aus Nicht-EU-Ländern seien nicht nur teuer, sondern auch zum Schutz vor Kartoffelkrankheiten nur in sehr eingeschränktem Umfang möglich.

Kühe früher geschlachtet

Auch die Milchbauern leiden. Sie haben deutlich höhere Milchpreise gefordert. "Nötig wären 41 Cent pro Liter", sagte der Sprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), Hans Foldenauer, dem "Tagesspiegel" vom Montag. Bundesweit würden im Schnitt derzeit aber nur 31 bis 32 Cent gezahlt.

Die anhaltende Hitze in Deutschland macht vielen Bauern zu schaffen, weil sie wegen der schlechten Ernten Futter zukaufen müssen. "Auf dem Feld steht nichts mehr", sagte Foldenauer der Zeitung. Dadurch hätten die Bauern steigende Kosten, aber es fehlten die nötigen Mittel.

Viele Milchkühe, die für die Milchproduktion nicht mehr gebraucht würden, würden deshalb jetzt früher geschlachtet als vorgesehen, sagte der Verbandssprecher. Staatliche Hilfen lehnte er allerdings als "Heftpflasterpolitik" ab. "Die paar Euro vom Staat können unsere höheren Kosten nicht abdecken", sagte Foldenauer.

Die "Wirtschaftswoche" berichtete kürzlich unter Berufung auf die wöchentlichen Schlachtberichte der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, dass die Zahl der geschlachteten Kühe und Färsen in Deutschland in den ersten beiden Juliwochen um über zehn Prozent gestiegen sei.

(APA/dpa)

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