Die Route von Mauretanien auf die Kanaren ist nicht stark frequentiert. Das Land ist aber eines der Hauptherkunftsländer von Migranten. Die EU-Kommission verspricht Hilfe.
Die Europäische Kommission sei sich der verschärften Lage angesichts der drastisch angestiegenen Zahl von Flüchtlingen an der andalusischen Küste in Spanien durchaus bewusst, hat am Montag eine Kommissionssprecherin betont. Bereits beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs der EU im Juni sei besprochen worden, dass Spanien vermehrt geholfen werden müsse. Die Kommission unterstütze dies.
Spanien habe auch Unterstützung angefordert und werde diese bekommen, so die Sprecherin. Ebenso würden aber Marokko, mit dem es seit zehn Jahren eine gute Partnerschaft gebe, und Tunesien unterstützt werden. Anfang Juli habe die Kommission 55 Millionen Euro an Hilfen für die zwei nordafrikanischen Staaten genehmigt, um das Grenzmanagement und den Kampf gegen Schlepperei zu verbessern.
An der praktischen Umsetzung des Plans für sogenannte Ausschiffungsplattformen werde gearbeitet. Ergebnisse seien im Herbst zu erwarten.
Spanischer Innenminister in Mauretanien
Angesichts der drastisch gestiegenen Zahl von Flüchtlingen reist Spaniens Innenminister Fernando Grande-Marlaska am Montag zu Gesprächen nach Mauretanien. Geplant sei unter anderem ein Treffen mit dem Präsidenten des nordwestafrikanischen Staates, Mohamed Ould Abdel Aziz, berichteten spanische Medien unter Berufung auf Ministeriumsquellen in Madrid.
Anschließend werde Grande-Marlaska in die Hafenstadt Nouadhibou ganz im Norden Mauretaniens weiterreisen. Spanien hat dort seit Jahren eine Polizeieinheit stationiert, die unter anderem Schlepperbanden bekämpfen und den Flüchtlingsstrom eindämmen soll. Tatsächlich gelangen Frontex-Statistiken zufolge nur sehr wenige Migranten über diese Route auf die zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln: Von Jänner bis Mai waren es lediglich 108.
Gleichzeitig geht aus Zahlen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) hervor, dass Mauretanien - eines der ärmsten Länder der Welt - zusammen mit Staaten südlich der Sahara sowie Mali und Marokko eines der Hauptherkunftsländer der Flüchtlinge ist, die durch die Straße von Gibraltar und das Alboran-Meer Spanien ansteuern.
"Kollaps entspricht nicht der Realität"
Grande-Marlaska hatte am Wochenende bereits die Retter und die Polizisten in Andalusien besucht - der Region, die am schwersten von der Krise betroffen ist. Dabei betonte er, die Situation sei bisher unter Kontrolle. Medien berichteten hingegen von einem "Kollaps" in Südspanien. "Kollaps ist ein Wort, das nicht der Realität entspricht", betonte der Politiker.
Von Freitag bis Sonntag hatte die spanische Seenotrettung erneut mehr als 1400 Flüchtlinge auf mehreren Dutzend Booten gerettet. Laut IOM ist Spanien das neue Hauptziel afrikanischer Migranten. Jedoch hat die Gesamtzahl von Flüchtlingen, die über das Meer nach Europa kommen, im Vergleich zum Vorjahr drastisch abgenommen. Waren es laut IOM von Jänner bis Juli 2017 noch rund 114.000 so waren es 2018 im gleichen Zeitraum nur noch knapp 52.000.
(APA/dpa)