Hitze setzt den Bauern zu

Die Hitze macht den Bauern schwer zu schaffen.
Die Hitze macht den Bauern schwer zu schaffen.APA/AFP/dpa/JULIAN STRATENSCHULT
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Die Hitze macht auch den österreichischen Bauern schwer zu schaffen. Vor allem gibt es zu wenig Heu für Nutztiere. Viele Landwirte reduzieren deshalb ihren Tierbestand.

Wien. Die anhaltende Dürre bringt die heimischen Landwirte ganz besonders ins Schwitzen. Schließlich hängen ihre Erträge vom Wetter und seinen Kapriolen ab. Während Österreichs Bauern noch still vor sich hin leiden, haben ihre deutschen Kollegen schon lautstark um Hilfe geschrien: Ohne rasche Hilfe seien viele in ihrer Existenz gefährdet. Die Ernteeinbußen seien enorm, sagt der Präsident des deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied. Er appelliert an die Politik: „Eine Milliarde Euro wäre wünschenswert, um die Ausfälle auszugleichen. Betriebe, deren Erträge um mehr als 30 Prozent unter dem Schnitt der letzten Jahre liegen, müssen direkte Hilfe erhalten.“

Die deutsche Agrarministerin, Julia Klöckner (CDU), reagierte mit Verständnis, sie teile die Sorge der Landwirte, sagte sie. Ob sie auch Geld für sie lockermachen wird, werden erst die nächsten Tage zeigen. Am Dienstag treffen Vertreter von Bund und Ländern zusammen, um über die Konsequenzen der Hitzeperiode zu sprechen. Fragt sich nur, ob Österreichs Bauern ebenfalls bald Unterstützung von der öffentlichen Hand verlangen. „Bisher haben wir nichts dergleichen geplant“, sagt Andreas Kugler vom Österreichischen Bauernbund zur „Presse“. „Wir versuchen andere Wege zu finden.“

Grünland massiv betroffen

Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch die heimischen Landwirte massiv unter Hitze und Trockenheit leiden. „Allerdings ist die Lage in Österreich sehr unterschiedlich. Vor allem Vorarlberg, Tirol, Kärnten und das Burgenland hat es am stärksten erwischt“, sagt Kugler. In den Gründlandregionen war es schon im Frühjahr zu trocken, bestätigt Günther Rohrer, Referatsleiter für pflanzliche Erzeugnisse bei der Österreichischen Landwirtschaftskammer: „Es gibt nicht genügend Graslandflächen, auf denen die Bauern ihre Kühe grasen lassen können. Es gibt nicht nur zu wenig Gras, sondern damit auch zu wenig Heu zum Einlagern.“ Die Bauern müssen daher entweder Heu zukaufen oder aber ihren Tierbestand verringern. „Und das tun viele schon“, sagt Rohrer. Nachdem nicht nur einzelne Bauern, sondern nahezu alle Grünlandbauern dasselbe Problem haben, sind in ganz Österreich die Nachfrage nach Heu und damit der Preis saftig gestiegen.

Aber die Hitze hat auch den Getreidepflanzen geschadet. „Weizen und Gerste sind bereits zu 95 Prozent gedroschen, und die Ernte ist sehr unterdurchschnittlich“, sagt Rohrer. Wie viel Ertrag mit Mais zu machen sein wird, hängt von der nahen Zukunft ab: „Wenn es nächste Woche regnet, hat der Mais gewonnen“, sagt er. Als südländische Pflanze verträgt er Hitze weit besser, trotzdem sei baldiger Niederschlag auch für sein Wachstum erforderlich.

Zum großen Leidwesen der Forstwirte fühlen sich Borkenkäfer bei hohen Temperaturen besonders wohl. Das zeigt sich an dem immer stärker werdenden Befall der österreichischen Wälder, sagt Martin Höbarth, Leiter der Abteilung Forst- und Holzwirtschaft bei der Landwirtschaftskammer. 3,5 Mio. Festmeter an Schadholz hat es 2017 gegeben. Der ökonomische Verlust lag für die Waldbesitzer bei 50 Mio. Euro. 2018 werde der Schaden weit höher sein, sagt Höbarth. Für vom Borkenkäfer befallenes Holz ist der Preis freilich deutlich geringer als für gesundes. Für Letzteres zahlen Sägewerke rund 90 Euro, für schadhaftes 45 bis 50 Euro. „Doch hier geht es nicht um einen einmaligen Schaden, hier geht Waldbestand für Generationen verloren. Wir müssen mehr Holz fällen, als nachwachsen kann“, sagt Höbarth.

Ministerium will helfen

Und wie reagiert das Landwirtschaftsministerium auf die prekäre Situation? „In den vergangenen zwei Monaten ist sowohl für die Landwirtschaft als auch für die Forstwirtschaft jeweils ein Unterstützungspaket auf den Weg gebracht und im Ministerrat beschlossen worden“, sagt Sprecher Michael Strasser zur „Presse“. So werde die Regierung die Versicherungssteuer senken, damit Landwirte leichter für Schäden Vorsorge treffen können. Für die Forstwirte soll es Unterstützungen geben, um Schadholz leichter lagern zu können. Das große Anbot auf dem Markt führt nämlich zu dem beschriebenen Preisverfall. „Mittel aus dem Katastrophenfonds wird es für Österreichs Bauern allerdings nicht geben, das steht nach aktuellen Prüfungen bereits fest“, heißt es aus dem Ministerium.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2018)

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