Wenn die Hitze auf die Psyche drückt

APA/AFP/dpa/PATRICK SEEGER
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Hohe Temperaturen sind für viele Menschen nicht nur eine körperliche Belastung. Besonders Alte und Kranke fühlen sich der Hitze ausgeliefert.

Freibad, Eis und Sommerbräune oder Schweiß, Anstrengung und Gesundheitsgefahr? Zum sechsten Mal in Folge werden die Temperaturen in Teilen Österreichs heute auf Rekordhöhen steigen. Für viele ist die Hitze jedoch alles andere als ein Vergnügen. Hans-Peter Hutter von der Abteilung für Umweltmedizin der Medizinischen Universität Wien kritisiert einen "völlig unreflektieren Zugang zu Hitze" in Österreich.

"Es wird auf einen großen Teil der Bevölkerung vergessen, der keine Chance hat, sich dem Hitzestress zu entziehen." Diese Menschen haben meistens keine Lobby, sagt er. So sind die hohen Temperaturen auch eine soziale Frage. Denn nicht alle hätten den Luxus einer Klimaanlage am Arbeitsplatz, etwa am Bau.

Hitze ist eine Belastung für unser Herz-Kreislauf-System. Als Folge nimmt die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit ab, bei Menschen mit Vorerkrankungen kommt es zu vermehrten Krankenhausaufenthalten, die akute Sterblichkeit nimmt zu. Besonders Hitzeperioden zu Sommerbeginn seien problematisch, sagt Hutter. Denn dann sei der Körper noch nicht an die Belastung gewohnt.

"Und die Probleme, die wir heute haben, werden nicht kleiner werden: Die Hitzeperioden nehmen zu, wir werden immer älter, es gibt immer mehr alleinstehende und einsame Menschen", sagt er. Für diese sozialen Randgruppen sind die hohen Temperaturen nicht nur eine Belastung für das Herz-Kreislauf-System. Der Hitzestress drückt dann auch auf die Psyche.

Besser Ventilator als Klimagerät

Hutter verweist auf ältere Menschen, mit Vorerkrankung mit eingeschränkter Mobilität. "Wenn die Hitze bereits einige Tage anhält, es im Radio heißt, dass es noch länger dauern wird und die Menschen nicht alleine aus ihrer Wohnung kommen, fühlen sie sich der Hitze ausgeliefert", sagt Hutter.

Auch das Risiko hoher Temperaturen für Kleinkinder werde oft unterschätzt. Ebenso wie Menschen über 65 Jahren funktioniert ihre Wärmeregulation nicht richtig - oder anders gesagt: Sie können nicht richtig schwitzen.

Wichtig sei vor allem auf traditionelle Verhaltensweisen nicht zu vergessen, wenn es heiß werde, meint Hutter: Die Hitze erst gar nicht in die Räume zu lassen. Das heißt, nur in der Früh zu lüften, das Fenster untertags zu schließen und die Räume zu verdunkeln. Auch die richtige Kleidung, die persönliche Fitness und die Ernährung sei wichtig. Erst zuallerletzt sollten zusätzliche Kühlmaßnahmen überlegt werden.

Schnelle Abkühlung verschaffe ein Ventilator. Von privaten Klimageräten, etwa solche, die heiße Luft durch einen Schlauch aus dem Fenster leiten, rät er aber ab: Denn das laute Summen und die warme Luft heize das Konfliktpotenzial mit den Nachbarn an.

(me)

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