Ausgaben für Wahlarztleistungen stark gestiegen

Die Presse
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Österreichs Krankenversicherte lassen immer mehr Geld beim Privatarzt. Von 2010 bis 2017 stiegen die Ausgaben dafür um 48 Prozent. Die Neos kritisieren deswegen den Mangel an Kassenärzten.

Österreichs Krankenversicherte lassen immer mehr Geld beim Privatarzt, wo sie Leistungen selbst bezahlen müssen und nur einen Teil von ihrer Krankenkasse zurückbekommen. Indikator dafür sind die Ausgaben der Kassen für Wahlarztleistungen, die die Neos mittels parlamentarischer Anfrage erhoben haben. Von 2010 bis 2017 stiegen sie um 48 Prozent, während die Inflation nur 14 Prozent betrug.

Während die Krankenkassen ihren Versicherten 2010 erst rund 139 Millionen Euro für privatärztliche Leistungen refundierten, waren es 2017 schon 206 Millionen Euro, ein Plus von 48,3 Prozent. Spitzenreiter beim prozentuellen Anstieg ist die Wiener Gebietskrankenkasse mit 87,3 Prozent Zuwachs in diesem Zeitraum.

Beamten-Kasse zahlte am meisten

Dahinter folgen die GKK im Burgenland (+75,6 Prozent) und in Oberösterreich (+68,6 Prozent), die Versicherungsanstalt für Eisenbahn und Bergbau (+64,6), jene der Bauern (+63,1) und mit 60,8 Prozent jene der öffentlich Bediensteten, dann folgen die weiteren GKKs. Mit Abstand ab geringsten fiel der Zuwachs in der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) mit 9,2 Prozent aus.

In absoluten Zahlen gab 2017 die Beamten-Kasse am meisten für die Wahlarztleistungen aus, nämlich 36,6 Millionen Euro, dahinter liegt schon die SVA mit 29,7 Millionen und die Wiener GKK mit 25,7 Millionen Euro.

Neos: Patienten müssen zu Wahlärzten ausweichen

Neos-Gesundheitssprecher Gerald Loacker zeigte sich alarmiert. "Diese Anfragebeantwortung belegt nochmals, dass es ein Mehrklassensystem im Gesundheitsbereich in Österreich gibt", meinte er. Seiner Ansicht nach steigen die Zahlungen für Wahlärzte deshalb so stark an, weil es zu wenige Ärzte mit Kassenverträgen gibt und die Patienten zu Wahlärzten ausweichen müssen. Viele könnten sich das kaum leisten.

Loacker sprach sich für einen Ausgleich der unterschiedlichen Risikostrukturen der Kassen durch einen gemeinsamen Fonds aus, der alle Kassen und damit auch die finanzstarke BVA erfasse: "Nur so kann die aktuelle unsolidarische Situation gestoppt werden, und auch die Gebietskrankenkassen könnten mit attraktiven Verträgen ärztliche Versorgung wieder flächendeckend anbieten."

(APA)

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