Die Hitze hält an und findet am Donnerstag wohl ihren Höhepunkt. Während in Vorarlberg Dörfer und Almen schon mit Wasser notversorgt werden müssen, mehren sich Anfragen, wann man wegen der Hitze der Arbeit fern bleiben darf.
Wien. 36 Grad tagsüber – und mittlerweile wird es mit Tiefstwerten von vielerorts mehr als 20 Grad in der Nacht nicht mehr kühl. Donnerstag ist mit bis zu 37 Grad der Höhepunkt der aktuellen Hitzewelle möglich.
Tropennächte
An 32 der 270 Wetterstationen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg) in sechs Bundesländern wurde schon die Nacht auf Mittwoch als Tropennacht registriert. Die Temperaturen fallen also nicht unter 20 Grad. Neue nächtliche Höchsttemperaturen werden damit nicht erreicht. Der Rekord liegt bei 26,9 Grad Tiefstwert, der wurde bisher zweimal gemessen, zuletzt in der Nacht auf 2. August 2017 in Wien.
Wärmere Seen
Es ist heiß – damit steigen auch die Wassertemperaturen. Nicht nur kurzfristig, seit 1880 sind die heimischen Seen wärmer geworden, vor allem seit den 1980er Jahren. Das zeigt eine Studie der Zamg. Demnach wurden Wörthersee und Zellersee im Frühjahr und Sommer allein seit Anfang der 1980er Jahre um zwei Grad wärmer. Ähnliches gilt für die übrigen zwölf untersuchten Seen. Simulationen und Prognosen deuten auf einen weiteren Temperaturanstieg des Wassers bis zum Jahr 2100 hin.
Schwierige Ernte
In einigen Regionen gibt es wegen anhaltender Trockenheit Schäden in der Landwirtschaft. Die Situation trifft manche Gebiete hart, sei aber im Vergleich zu 2015 nicht alarmierend. Mittel aus dem Katastrophenfonds wie damals sind derzeit kein Thema, heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium. Im Ackerbau und Grünland sind Teile Vorarlbergs, Tirols, Salzburgs, Oberösterreichs und Niederösterreichs betroffen. Die Getreideernte bleibt laut AMA-Prognose relativ stabil: Die erwartete Menge von 2,8 Mio. Tonnen (ohne Mais) liegt um zwölf Prozent unter Fünfjahresschnitt. Die Ernte erfolgt heuer so früh wie nie. Beim Wein werden heuer überdurchschnittlich gute Ernten erwartet.
Trinkwasser per Tank
In der Trockenheit wird auch die Wasserversorgung zum Problem. In Vorarlberg musste mit St. Gerold (Bezirk Bludenz) eine erste Gemeinde von außerhalb mit Trinkwasser versorgt werden. Bereits am Dienstagabend erhielt die Gemeinde 30.000 Liter Wasser von einer Quelle aus Blons mit dem Milchwagen geliefert. Sollte das nicht reichen, sind weitere Lieferungen für Freitag geplant. Die Quelle, die St. Gerold versorgt, hatte wegen der anhaltenden Trockenheit nicht mehr die nötigen Mengen geliefert.
Wasser für Almvieh
Ebenfalls in Vorarlberg, im Montafon, dürfen nun von der Trockenheit in Mitleidenschaft gezogene Almen auf die Leitungssysteme der Beschneiungsanlage des Skigebietes zurückgreifen. In anderen Orten wird Wasser für das Vieh mit Tankwagen oder per Hubschrauber auf den Berg gebracht. Die Almen im Skigebiet Silvretta Montafon können ihre Brunnen und Tröge nun (gratis) über das Leitungssystem der Beschneiungsanlage füllen. Auch die Feuerwehr hat Zugang zum Leitungssystem der Beschneiungsanlage Silvretta Montafon – ein Vorteil angesichts der aktuell hohen Waldbrandgefahr.
Durst
Genug trinken! Der derzeit allseits zu hörende Rat meint nicht das Bier – das bemerken die Getränkehersteller: Die ideale Bier-Trink-Temperatur liege bei 28 Grad, heißt es vom österreichischen Brauverband. Ist es wärmer, sinkt der Konsum von Bier, der von Wasser steigt. 2017 wurden (inklusive alkoholfreiem Bier) 106 Liter Bier pro Jahr und Kopf getrunken, das ist Platz zwei im internationalen Vergleich nach Tschechien.
Unfälle
Die Hitze bringt Gefahren – für den Kreislauf oder beim Baden: In Oberösterreich ist ein 19-Jähriger in der Naturbadeanlage „Resilake“ im Mühlviertel ertrunken. Ein 78-Jähriger konnte aus dem Attersee gerettet werden, er starb im Spital an den Folgen eines Infarktes. Im Salzburger Hallein haben in der Mittagshitze drei Passanten einen bewusstlosen 65-Jährigen Mann aus einem geparkten Auto bei einem Supermarkt gerettet.
Hitzefrei für Menschen
Die aktuelle Hitzewelle lässt die Zahl der Anfragen bei der Arbeiterkammer in die Höhe schnellen. Wann gibt es Hitzefrei? Die Antwort: Nie. Auch ein Recht auf eine Klimaanlage am Arbeitsplatz gibt es nicht. Nur in der Baubranche gibt es eine unverbindliche Sonderregelung: Ist die Temperatur im Schatten länger als drei Stunden höher als 35 Grad, können Arbeitgeber die Arbeiter nach der Schlechtwetterregelung nach Hause schicken. Die Betroffenen bekommen dann den Großteil des Verdienstentgangs ersetzt.
Hitzefrei für Pferde
Pferden geht es da mitunter besser. Wiens Fiakerpferde dürfen laut Gesetz ab 35 Grad in der Inneren Stadt nicht mehr eingesetzt werden. Heute, Donnerstag, könnte es soweit sein. In Salzburg haben die Fiakerfahrer ihre Pferde am Mittwoch freiwillig im Stall gelassen, in Innsbruck appelliert die Stadt, den Pferden hitzefrei zu geben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2018)