Skinheads und Strache: ORF-Video veröffentlicht

Im Streit um Videoaufnahmen angeblicher Neonazis bei einer FPÖ-Veranstaltung wirft FP-Chef Strache dem ORF Manipulation vor. Der ORF kontert und stellt das "ungekürzte Rohmaterial" online. Mit Video

Im Streit um ORF-Aufnahmen angeblicher Neonazis bei einer FPÖ-Werbeveranstaltung hat der Sender das umstrittene Material online veröffentlicht. Der ORF wies Manipulationsvorwürfe aufs Schärfste zurück. FPÖ-Chef Strache hatte den Sender am Freitag in einer Pressekonferenz beschuldigt, die belastende "Sieg Heil!"-Passage gelöscht zu haben.

>>> zum Video auf der Seite des ORF

Strache: Aufnahmen wurden "manipuliert"

Ein "hohes ORF-Führungsmitglied" habe am Dienstag bestätigt, dass die Aufnahmen, die der Polizei übergeben wurden, zuvor überprüft und belastende Passagen gelöscht wurden, so Strache bei einer Pressekonferenz. Wer sein Informant war, wollte er nicht eingrenzen.

Vage blieb Strache auch, was den Zeitpunkt der mutmaßlichen Manipuliation betrifft. Zunächst sprach er von Montag, darauf angesprochen, dass die Sicherstellung laut Polizeiprotokoll schon am Samstagabend erfolgte, meinte Strache, er habe sich möglicherweise im Tag geirrt.

Redakteur animierte zu "Sieg Heil!"

Strache wiederholte den Vorwurf, ORF-REdakteur Eduard Moschitz habe die Neonazis mit den Worten "Komm, sags doch endlich" aufgefordert, "Sieg Heil!" zu rufen. Das werde laut Strache von "mindestens acht Zeugen" bestätigt. Auf angeblich belastendem Videomaterial eines Amateurfilmers, das die FPÖ präsentierte, ist ebenfalls kein "Sieg Heil!" zu hören.

Dennoch blieb Strache bei seiner Darstellung. Einer der beschuldigten Skinheads hätte den Ruf vor der Polizei zugegeben, außerdem sei es "in der Zeitung gestanden". Auskünfte dazu waren von der Staatsanwaltschaft jedoch wiederholt abgelehnt worden.

ORF: "Manipulation unmöglich"

Der ORF wies die Vorwürfe vehement zurück. Kommunikationschef Pius Strobl verwies darauf, dass es "auf die Tausendstelsekunde genaue" Timecodes auf den Bändern gebe und sich Manipulationen auf dem Spezialformat "IMX" auch technisch immer wieder rückgängig machen ließen. "Jede Manipulation würde eine Tonspur brechen, die Bildabfolge brechen, sie hätten Mundbewegungen, die nicht mehr passen."

Strache müsse die Vorwürfe mittlerweile ja "Schritt für Schritt zurücknehmen", sagte Strobl: "Zuerst hat ihn angeblich ein Direktor informiert, dann war es ein Vorstand, jetzt sind es 'höchste ORF'-Kreise. Irgendwann wird es ein Mechaniker sein." Der Sender veröffentlichte Freitagnachmittag das "ungekürzte, nicht bearbeitete oder geschnittene Original-Drehmaterial" (Zitat ORF).

>>> zum Video auf der Seite des ORF

VP-Klubobmann Kopf warnt den ORF

Indessen warnte VP-Klubobmann Karlheinz Kopf den ORF. Sollte sich auch nur ein Teil der erhobenen Vorwürfe gegen Redakteure des ORF und den ORF bewahrheiten, seien "sofortige Konsequenzen" zu ziehen, so Kopf in einer Aussendung. Allein, dass ein Redakteur "gebührenfinanzierte Skinheads" um 100 Euro "charterte" und in einem ORF-Fahrzeug zu der FP-Veranstaltung brachte, werfe "ein sehr sehr schlechtes Licht auf den ORF".

(APA/beba)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Skinhead Philipp bei einem Interview
Medien

U-Ausschuss wegen Skinhead-Reportage?

Das BZÖ will einen Untersuchungs-Ausschuss beantragen und darin auch die Rolle der Polizei klären. Der ORF lässt derweil alte Rechnungen prüfen: Noch immer ist unklar, wieviel Geld die Skinheads vom ORF bekamen.
Schauplatz braucht keine politische
Medien

'Am Schauplatz' braucht 'keine politische Unterstützung'

livechat Die ORF-Dokumentation "Am rechten Rand" sorgte für Aufregung, vor allem in der FPÖ. Der Sendungsverantwortliche Christian Schüller stellte sich den Fragen der DiePresse.com-User zur Skinhead-Affäre.
Schweizer Kleine Geschenke
Medien

Schweizer TV: Kleine Geschenke o.k.

ORF-Finanzdirektor Grasl will Geldflüsse transparent machen.
''Schauplatz''-Chef Schüller

''War heute früh beim Anwalt''

Skinhead-Affäre: ORF erstattet Anzeige gegen Unbekannt
Medien

Skinhead-Affäre: ORF erstattet Anzeige gegen Unbekannt

Nachdem Teile aus den Vernehmungsakten der Protagonisten der "Schauplatz"-Doku "Am rechten Rand" an Medien gelangten, erstattet der ORF Anzeige wegen widerrechtlicher Informationsweitergabe.


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.