92 Prozent der Versorgung laufe über Kassenärzte, dabei gebe es weniger Kassen- als Wahlärzte, meint Hauptverbandschef Alexander Biach.
Angesichts der deutlich gestiegenen Inanspruchnahme von Wahlärzten plädiert der Vorsitzende im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Alexander Biach, dafür, "die Kirche im Dorf" zu lassen. Obwohl es inzwischen knapp 10.000 Wahl-, aber nur rund 8150 Kassenärzte gibt, verwies Biach am Donnerstag im Ö1-"Mittagsjournal" darauf, dass nur acht Prozent der Versorgung durch Wahlärzte erfolge.
Der größte Teil werde nach wie vor von den Vertragsärzten bewältigt. Biach betonte, dass längere Wartezeiten auf einen Arzttermin manchmal nicht zu verhindern seien, deshalb sei es auch gut, dass es Wahlärzte gebe. Man arbeite jedoch daran, sämtliche Wartezeiten zu senken, das sei auch bei CT- und MRT-Untersuchungen schon gelungen.
Mehr Kassenärzte durch weniger Bürokratie und mehr Honorierung
Der Hauptverbands-Chef hob hervor, dass das System auf den Kassenärzten aufgebaut sei. Derzeit seien unter einem Prozent der Kassenstellen nicht nachbesetzt. Um den Beruf des niedergelassenen Arztes wieder attraktiver zu machen, brauche es ein Gesamtpaket, Geld alleine reiche dafür nicht aus. Ansetzen müsse man dabei schon bei der Ausbildung, zudem brauche es auch neue Formen der Zusammenarbeit, wie etwa bei den in Aufbau befindlichen Primärversorgungseinheiten.
Für den Ärztekammer-Vizepräsidenten Johannes Steinhart ist die Politik gefordert, mehr Versorgungseinheiten anzubieten. Es müsse in Österreich möglich sein, dass jeder unabhängig von seinem Einkommen die beste Betreuung bekomme. Um mehr Kassenärzte zu bekommen, müsse man nach Ansicht des Chefs der niedergelassenen Ärzte bei der Bürokratie und bei der Honorierung ansetzen. Grundsätzlich müsse man aber froh sein, dass Wahlärzte bestimmte Bereiche abdecken.
Eine parlamentarische Anfragebeantwortung hatte am Mittwoch zutage gebracht, dass die Ausgaben der Kassen für Wahlarztleistungen von 2010 bis 2017 um 48 Prozent gestiegen sind. Während die Krankenkassen ihren Versicherten 2010 erst rund 139 Millionen Euro für privatärztliche Leistungen refundierten, waren es 2017 schon 206 Millionen Euro.
(APA)