Kein Hitzefrei für Pflanzen

Pflanzen wie die Sukkulenten können in ihren Blättern viel Wasser speichern.
Pflanzen wie die Sukkulenten können in ihren Blättern viel Wasser speichern.(c) Mittelsten Scheid
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Wegen der großen Hitze trinken wir Wasser. Aber wie schützen sich Pflanzen vor zu viel Sonne? Wir haben eine Biologin gefragt.

Sommer und Sonne gibt es auch für Pflanzen, aber weder Freibad noch Ferien. Wir haben die Molekularbiologin Ortrun Mittelsten Scheid gefragt, wie Pflanzen sich vor der Hitze schützen, da sie ja nicht weglaufen können.


Merken Pflanzen, wenn es heiß ist?

Ortrun Mittelsten Scheid: Ja. Pflanzen brauchen hauptsächlich Wasser, Luft und Licht. Sie können Durst, Atemnot oder Sonnenbrand bekommen, so wie wir auch.


Warum und wie schadet die Hitze den Pflanzen?

Pflanzenzellen sind wie Schläuche im Fahrradreifen, nur dass sie mit Wasser statt mit Luft gefüllt sein müssen, damit sie ihre Form und Funktion behalten. Bei Hitze geht durch Verdunstung viel Wasser verloren, die Zellen werden schlaff und die Pflanze welkt. Obwohl Licht zum Wachsen wichtig ist, zerstört zu viel Sonne verschiedene Zellbausteine, besonders in Kombination mit Hitze. Die Pflanzen hören dann auf zu wachsen, sterben teilweise oder ganz ab.


Was machen durstige Pflanzen im Sommer?

Bei Wassermangel gilt: Mehr Wasser aufnehmen, weniger abgeben, besser speichern. Wurzeln wachsen dann schneller nach unten in feuchtere Bodenschichten. Die Poren in den Blättern werden tagsüber geschlossen und nachts zum Luftholen geöffnet. Pflanzen in heißen Gegenden haben oft dicke, wassergefüllte Stängel oder Blätter als Vorratsbehälter.

Die Stacheln schützen die Kakteen vor durstigen Besuchern.
Die Stacheln schützen die Kakteen vor durstigen Besuchern.(c) Mittelsten Scheid

Wie schützen sich Pflanzen vor Sonnenbrand?

Sie bilden Pigmente, die wie eine eingebaute Sonnencreme wirken. Manche haben Haare oder Wachs auf der Oberfläche, die das Licht reflektieren. Kompasspflanzen können ihre Blätter senkrecht zur Sonne stellen, um die bestrahlte Fläche zu verringern. Die Blätter der Kakteen wurden in Stacheln verwandelt: Auch das verringert die Oberfläche und schützt gleichzeitig vor hungrigen und durstigen Besuchern.


Gibt es noch andere Tricks?

Na klar, im Lauf von Millionen Jahren haben sich unglaublich vielseitige Anpassungen entwickelt. Pflanzen mit Kannen oder Regenrinnen, die jeden Wassertropfen auch über dem Boden auffangen, und solche, die anderen Pflanzen das Wasser abzapfen. Oder solche, die erst im Herbst oder Frühling keimen und als Samen, Zwiebeln oder Knollen den Sommer tief im Boden verschlafen.

Wusstest du schon, dass . . .

. . . Pflanzen in dürren Gebieten ganz spezielle Überlebenstechniken haben? Sie haben so tiefe Wurzeln, dass diese sogar bis ans Grundwasser reichen. Bei der Akazie zum Beispiel können die Wurzeln daher bis zu 40 m in die Tiefe reichen. Markus Nielbock

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2018)

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