Die Wiener Frauenhäuser begehen ihr 40-Jahr-Jubiläum. Vom mühsamen Weg, bis es gelang, Gewalt endlich gesellschaftlich zu ächten, bis zu einstigen und heutigen Gewaltbeziehungen – und wie diese sich durch Handys ändern. Nach vielen Jahren Aufbauarbeit droht ein gesellschaftlicher Rückschritt.
Dieses Haus ist gesichert, man möchte meinen, es wäre besonders attraktiv, hereinzukommen. Die Adresse ist geheim, Schild gibt es keines, dafür Klingel, Video-Gegensprechanlage. Geht die Sicherheitstür auf, steht man in einer Schleuse. Die Tür geht zu, die vor einem noch nicht auf, man kennt das von Hochsicherheitsgebäuden.
Nur, dass hier eigentlich niemand gern hineinwill. Auch die Frauen nicht. „Sie wissen, wenn sie ihre Tasche packen, die Kinder nehmen und weggehen, dann geht der Stress erst richtig los“, sagt Andrea Brem. Die meisten Frauen kommen auch erst, wenn sie schon vieles mitgemacht haben. Monatelang, aber meist eher jahrelang. Sie kommen dann in eines von vier Frauenhäusern, die der Verein Wiener Frauenhäuser heute betreibt.
Dieser begeht heuer sein 40-Jahr-Jubiläum: Im November 1978 wurde in Wien ein erstes Frauenhaus eröffnet. Beziehungsweise eine Wohnung. Ein paar Zimmer in einem Altbau im Neunten, sie waren nach wenigen Tagen voll belegt, nachdem die Notrufnummer publik geworden war. Und beinahe ebenso lang, wie es die ersten Frauenhäuser gibt, ist Andrea Brem in der Sache aktiv. 1983, mit 20, begann sie als Praktikantin, seit 1988 arbeitet sie für den Verein Wiener Frauenhäuser, heute als Geschäftsführerin.