Bundesliga: Steirisches Sommerkabarett

Entwischte der Tiroler Abwehr ein ums andere Mal: Philipp Hosiner (r.) war einer der besten Grazer in Innsbruck.
Entwischte der Tiroler Abwehr ein ums andere Mal: Philipp Hosiner (r.) war einer der besten Grazer in Innsbruck. (c) APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Trotz weißer Weste und eines 3:2-Siegs in Innsbruck zürnt Sturm-Coach Heiko Vogel. Auch in Hütteldorf wird über den jüngsten Ligaauftritt gerätselt, schließlich wartet der Europacup.

Innsbruck/Wien. Der Vizemeister hat ein heißes Bundesliga-Wochenende hinter sich. Trotz 3:0-Führung musste Sturm Graz bei Aufsteiger Wacker Innsbruck noch gehörig zittern. Am Ende stand ein 3:2-Sieg und die Steirer bewahrten ihre weiße Weste. Der Umstand, dass wie schon beim Ligaauftakt in der Vorwoche gegen den zweiten Aufsteiger Hartberg wieder nur ein knapper 3:2-Sieg gerettet wurde, ließ Trainer Heiko Vogel zürnen. „Zum Teil war es heute Slapstick-Comedy. Was wir nach dem 3:0 veranstaltet haben, das war unwürdig. Das ärgert mich brutal“, meinte der Deutsche.

Den Rückfall konnte sich der Sturm-Trainer nicht so recht erklären. „Ich weiß nicht, ob es Überheblichkeit ist. Wenn es Überheblichkeit wäre, dürfte das eigentlich nach der Halbzeitansprache komplett fehl am Platz sein.“

Mann des Spiels aus Grazer Sicht war Neuzugang Lukas Grozurek. Der Ex-Admiraner erzielte bei seinem Bundesligadebüt für Sturm gleich einen Doppelpack und überzeugte mit einer starken Leistung. Je einmal mit dem rechten und dem linken Fuß brachte er den Ball zum 1:0 (21.) und 3:0 (60.) im langen Eck unter. Grozurek setzte damit einen Auftrag von Vogel um. „Der Trainer hat nach dem Spiel gegen Amsterdam gesagt, dass ich die Partie entscheiden soll.“ Aber auch der Offensivspieler war mit der Schlussphase seiner Mannschaft unzufrieden: „Wir haben es komplett unnötig noch spannend gemacht. Das darf normal nicht passieren.“

Rapid: Lässig, selten aggressiv

Auch bei Rapid sorgt der jüngste Auftritt in der zweiten Halbzeit für Kopfzerbrechen. Im Heimspiel gegen Altach reichte es für die Hütteldorfer nur zu einem 1:1, ein Ergebnis, das die Stimmung vor dem Drittrunden-Hinspiel der Europa-League-Qualifikation am Donnerstag bei Slovan Bratislava nicht gerade in die Höhe schnellen ließ.

Besonders die Vorstellung nach dem Seitenwechsel lässt für das Gastspiel in der Slowakei wenig Gutes vermuten. „Da waren wir viel zu lässig und zu wenig aggressiv“, gab Deni Alar zu. Der ÖFB-Teamstürmer traf erstmals seit seiner Rückkehr zu Rapid (35.) – weil aber Hannes Aigner kurz vor Schluss den Ausgleich köpfelte (88.), reichte es nicht zum Sieg. „Der wäre auch nicht verdient gewesen“, erklärte Alar. Nun gelte es, so schnell wie möglich die Fehler zu analysieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. „Sonst wird es ganz schwierig, in die Europa League zu kommen“, warnte der Ex-Sturm-Graz-Goalgetter. Sein Klub hat das Erreichen der Gruppenphase ebenso als Saisonziel ausgegeben wie den Einzug ins Cupfinale.

Im schlimmsten Fall könnte beides schon Ende September ad acta gelegt werden. Selbst wenn Rapid die Hürde Bratislava nehmen sollte, drohen den dann ungesetzten Grün-Weißen im Play-off Ende August Kaliber wie FC Sevilla oder Zenit St. Petersburg. Und was das ehrgeizige Ziel vom Einzug ins Cupfinale angeht, wartet Ende September in der zweiten Runde erst einmal ein unangenehmes Auswärtsspiel gegen Mattersburg.

So weit denkt Goran Djuricin aber nicht. Der Trainer war am Sonntagabend noch mit der Aufarbeitung des Punkteverlusts gegen Altach beschäftigt. „In der zweiten Hälfte waren wir zu passiv, das ist nicht unser Spiel und war auch nicht so ausgemacht. Wir hätten weiter vorn attackieren müssen“, kritisierte der Wiener.

„Jetzt wird es unruhiger“

In dieser Phase habe man gar um den Ausgleich „gebettelt“, gestand Djuricin. Dass dieser dann tatsächlich fiel und Rapid danach noch Topchancen ausließ, sei auch Pech gewesen. „Ich hoffe, dass das Glück wieder zurückkommt“, meinte der Coach angesichts zweier Aluminiumtreffer.

Trotz Temperaturen über 30 Grad und einigen offensichtlich geschlauchten Spielern wechselte Djuricin nur zweimal, einmal davon kurz vor Schluss. „Das war eine strategische Geschichte. Ich wollte denen, die am Platz sind, noch eine Chance geben.“ Der Schachzug ging nicht auf, auch die Freude über den gelungenen Saisonstart mit dem 3:0-Auftaktsieg in der Südstadt war verflogen. Kapitän Stefan Schwab: „Nach dem Admira-Match hat uns schon jeder ganz oben gesehen, jetzt wird es wieder unruhiger werden.“ (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2018)

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