US-Strafmaßnahmen treffen vor allem europäische Firmen

Der Handel zwischen USA und Iran blieb trotz Atomabkommens kaum existent. EU-Firmen schöpften hingegen Zuversicht.

Wien. Importe im Ausmaß von knapp 56 Millionen Euro und Exporte von gerade einmal 120 Millionen Euro. Es ist wahrlich nicht viel, was im Vorjahr zwischen den USA und dem Iran laut Daten des US-Census Bureau gehandelt wurde. Und das wohlgemerkt zwei Jahre nach dem Abschluss des Atomabkommens.

Ganz anders die Situation in Europa. Nachdem die Sanktionen von 2012 bis 2015 den Handel zwischen der EU und dem Iran auf ein Viertel eingedampft hatten (siehe Grafik), wurden 2017 bereits wieder beinahe so viele Waren zwischen Europa und dem Iran ausgetauscht wie vor der Eskalation im Atomstreit Anfang des Jahrzehnts. Laut Daten der EU-Kommission standen Importen von 10,1 Milliarden Euro Exporte in der Höhe von 10,8 Milliarden gegenüber.

An diesen Zahlen ist ersichtlich, dass die Wiedereinführung von Sanktionen die europäische Wirtschaft merklich schmerzt, während sie für die US-Wirtschaft de facto nicht spürbar ist. Denn obwohl die Sanktionen nur einseitig von den USA eingeführt werden, sind sie auch für die meisten europäischen Unternehmen Realität. Ist eine Firma nämlich auch in den USA aktiv, kann sie dort ihr Geschäft verlieren, wenn sie sanktionierte Geschäfte im Iran tätigt. Zudem wollen die USA ab der zweiten Sanktionsrunde im November den Iran auch aus dem internationalen Zahlungsverkehr drängen. Dann wäre die Abwicklung von Geschäften auch für jene europäische Unternehmen verunmöglicht, die nicht in den USA tätig sind und daher keine Sanktionen fürchten müssen.

Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die EU haben daher am Montag ihren Widerstand gegen die Wiedereinsetzung der US-Sanktionen bekräftigt. So soll heute, Dienstag, eine aktualisierte Version der „Blocking“-Verordnung von 1996 in Kraft treten. Mithilfe dieses Abwehrgesetzes sollen EU-Firmen dazu bewegt werden, US-Sanktionsdrohungen zu ignorieren. Gleichzeitig regelt es, dass die Unternehmen für eventuell entstehende Kosten und Verluste entschädigt werden können. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Vor allem die jungen Iraner gehen auf die Straßen, weil sich die Staatselite teure außenpolitische Abenteuer leistet, während es der eigenen Bevölkerung am Nötigsten fehlt.
Außenpolitik

Trumps Rechnung im Iran könnte aufgehen

Irans Führung übermittelte USA über Omans Außenminister angeblich einen Verhandlungskatalog.
Im Einzelfall ist schwer nachzuweisen, ob ein Unternehmen seine Geschäfte im Iran wegen der US-Sanktionen oder aus anderen Gründen beendet.
Economist

Wie Europa den Iran-Sanktionen Paroli bieten will

Seit Dienstag gelten wieder US-Sanktionen. Die EU kontert mit dem Blockingstatut als rein politischem Signal. Nur verhandelte Ausnahmen dürften ein völliges Austrocknen der Geschäfte ab 4. November verhindern können.
Donald Trump
Österreich

Trump droht: "Wer mit Iran Geschäfte macht, wird keine mit den USA machen"

Die USA setzten ihre Strafmaßnahmen gegen den Iran in Kraft. US-Präsident Trump twittert von den "schärfsten Sanktionen, die je gegen den Iran eingesetzt wurden".
FILES-GERMANY-AUTOMOBILE-DAIMLER-RECALL-POLLUTION
Unternehmen

Daimler stoppt Aktivitäten im Iran

Der Autokonzern Daimler hat seine Expansionspläne im Iran auf Eis gelegt. Man beobachte die politischen Entwicklungen weiterhin genau.
Seit 6 Uhr früh sind die neuen US-Sanktionen gegen Iran in Kraft.
Österreich

US-Sanktionen gegen Iran in Kraft: "Maximaler wirtschaftlicher Druck"

Donald Trump will die "mörderische Diktatur" in Teheran wirtschaftlich in die Knie zwingen. Die EU und Deutschland haben ihren Widerstand bekräftigt und die Blocking-Verordnung in Kraft gesetzt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.