Genmanipulierte Pflanzen erobern die Felder

Drei Viertel aller Sojapflanzen und jede zweite Baumwollstaude auf der Welt sind mittlerweile gentechnisch verändert, zahlreiche neue GVO-Sorten warten auf die Aussaat.

Die Grüne Gentechnik expandiert – nun schon seit 14 Jahren. Weltweit wurden im Vorjahr 134 Millionen Hektar in 25 Staaten mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) bebaut, um sieben Prozent mehr als im Jahr 2008. Das größte Anbauland sind die USA, Nummer zwei ist Brasilien, das Argentinien überholt hat. In Europa war der Anbau dagegen um zwölf Prozent rückläufig, nachdem Frankreich und Deutschland einen Politschwenk vollzogen hatten: In sechs Staaten wurden 95.000 Hektar mit GVO bepflanzt – am meisten in Spanien.

Die beliebteste transgene Pflanze ist Soja: 77 Prozent der weltweiten Ernte sind gentechnisch verändert. Auf Platz zwei liegt Mais, gefolgt von Baumwolle und Raps. Fast jede zweite Baumwollpflanze auf der Welt ist mittlerweile gentechnisch verändert. Neu in dieser Liste sind Zuckerrüben: Vor drei Jahren wurde die erste „Gensorte“ auf den Markt gebracht, nun sind bereits 95 Prozent der US-Zuckerernte gentechnisch verändert.

Die derzeit vermarkteten GVO sind entweder resistent gegen bestimmte Schadinsekten (diese Sorten tragen das Kürzel „Bt“ in ihrem Namen) oder unempfindlich gegen Herbizide (zum Beispiel gegen Roundup Ready; RR). Diese Eigenschaften bringen für viele Bauern wesentliche Erleichterungen – und meist auch höhere Gewinne.

Nun kommen aber auch GVO auf den Markt, denen per Gentechnik ganz andere Eigenschaften verliehen wurden. Anfang März hat die EU die Erdapfelsorte „Amflora“ zugelassen, die eine für die Industrie günstigere Stärkezusammensetzung hat – Österreich hat den Anbau reflexartig verboten. In zwei Jahren soll der erste „Golden Rice“ angebaut werden. Dieser Reis enthält mehr Provitamin A; durch ihn soll die Erblindung und der Tod hunderttausender Kinder in Gebieten verhindert werden, in denen Reis die Hauptnahrung ist. In China bereits zugelassen sind weitere GV Reissorten sowie „Phytase-Mais“, der die Phosphorverwertung bei Schweinen fördert. Die Pipeline an weiteren GVO ist prall gefüllt: Geforscht wir etwa an trockenresistentem Mais, an Zuckerrohr, Erdäpfeln, Bananen, Bohnen, Melanzani – und auch an Weizen. Bei anderen Pflanzen ist die Forschung noch nicht so weit. An mehrjährigen Gehölzpflanzen arbeiten weltweit nur wenige Forscher (siehe Artikel rechts). Bei Bäumen wird derzeit versucht, Pappeln als schnellwüchsige Energiepflanzen zu optimieren.

Und wie steht es um genmanipulierte Nutztiere? „Darauf hat man früher große Hoffnungen gesetzt, aber das ist vom Tisch“, sagt der Wiener Genetiker Josef Glößl. Man habe durch herkömmliche Züchtung schon so hohe Leistungen erreicht, dass durch Gentechnik kaum mehr Verbesserungen erreicht werden könnten. Einzige Ausnahme sind Lachse, die per Gentechnik schneller wachsen und größer werden. Glößl sieht das aber sehr kritisch: Die Gefahr eine Auskreuzung zu wild lebenden Lachsen sei sehr groß. „Das ist nicht zu verantworten.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2010)

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