Niveau ist keine Hautcreme

Niveau keine Hautcreme
Niveau keine Hautcreme(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Man kann nicht immer Niveau zeigen, schließlich ist man keine Wasserwaage.

Und doch wollen wir uns heute der Frage widmen, was Niveau tatsächlich ausmacht. Eines gleich vorweg, jene Menschen, die vor lauter urbaner Abgehobenheit sogar ihre Wasserhähne mit Balsamico entkalken, weil normaler Essig zu derb ist, haben wohl ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen. Von besonders hohem Niveau zeugt es auch nicht, ständig auf sein eigenes hinweisen zu wollen. Wirft jemand etwa „Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz“ schnippisch in die Runde, darf er sich nicht wundern, wenn der Freundeskreis irgendwann nur mehr ein Punkt ist.

Und auch auf der Westtribüne des Hanappi-Stadions wirkt es vermutlich etwas deplaziert, sich zu den lärmenden Ultras umzudrehen, den Zeigefinger auf den Mund zu legen und „Silentium“ zu fordern. Schließlich sollte man sich schon vor dem Besuch eines Fußballspiels bewusst gemacht haben, dass das Niveau einer Konversation üblicherweise in reziproker Relation zu deren Lautstärke steht.

Ein Flachbildfernseher per se ist auch noch kein Zeichen für mangelndes Niveau – das ist es erst dann, wenn die darin betrachteten Inhalte mit dem Gerät in einen Wettstreit um das flachste Profil eintreten. Wobei, beim derzeitigen Niveau-Limbo zwischen Castingshows und Chili & Co. scheint das ja fast vorprogrammiert zu sein. Vielleicht sollte man den Programmverantwortlichen einmal erklären, dass Niveau keine Hautcreme ist. Aber bevor Sie jetzt nach einer Schaufel fragen, um nach dem Niveau meiner Ausführungen zu graben, muss ich Sie leider enttäuschen. Mein Niveau ist nämlich gerade auf Urlaub. Aber es schreibt mir regelmäßig Karten.


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2010)

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