Wegen Erkrankung von Tobias Moretti übernimmt Philipp Hochmair den Jedermann bei den Salzburger Festspielen. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes ist wegen TV-Star Moretti seit Monaten ausverkauft. Was kann Hochmair? Auch recht viel.
Bei einem anderen läge die ADHS-Diagnose nahe. Philipp Hochmair repräsentiert geradezu das bei Kindern gefürchtete Attention Deficit Syndrome. Er wirkt immer hektisch, immer in Bewegung. Eine Störung hat er tatsächlich: Legasthenie. Trotzdem studiert er gewaltige Texte ein. Nicht nach Buchstaben und Worten, er inhaliert den Flow. Der ist beim Jedermann besonders wichtig. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes – neuerdings mit Mikroports, um noch mehr Karten zu verkaufen, das Stück dient schließlich als Cashcow der Salzburger Festspiele – ist auch ein Riesenspektakel. Und seit Monaten ausverkauft. Wegen Tobias Moretti, der nun krankheitshalber ausfiel. Er übernimmt die Rolle wieder, sobald er gesund ist, heißt es.
Nun tobt also Vorstadtmann Hochmair über den Domplatz. Vorstadt? Wie gemein! Aber es stimmt. In der Vorstadt Ottakring drückte Hochmair die Schulbank. (Heute wohnt er in der Josefstadt.) Und als krimineller Minister ist er den TV-Zusehern aus den „Vorstadtweibern“ vertraut. Aber auch Burgtheaterbesucher kennen ihn gut: Hochmair spielte zum Beispiel Goethes „Torquato Tasso“: Als Dichter, der sich mit der Etikette schwer tut und heute wohl zur Zielscheibe von „#MeeToo“-Aktivistinnen würde, stand Hochmair sogar auf dem Kopf. Dieser Schauspieler ist extrem eloquent und agiert ebenso extrem körperbetont.