RBI: Trump macht gute Zahlen zunichte

Erfreuliche Zahlen, aber keine erfreuliche Kursentwicklung für RBI-Chef Strobl.
Erfreuliche Zahlen, aber keine erfreuliche Kursentwicklung für RBI-Chef Strobl.(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Die Bank konnte ihr Ergebnis im ersten Halbjahr um 29 Prozent auf 756 Mio. Euro steigern. Wegen der Ankündigung neuer US-Sanktionen gegen Russland fiel die Aktie dennoch deutlich.

Wien. Es war kein guter Tag für die Aktionäre der Raiffeisen Bank International (RBI): an der Börse setzte es gestern, Donnerstag, ein Minus von rund fünf Prozent. Aber es waren nicht die Halbjahreszahlen, die das Institut an diesem Tag vorlegte, weshalb die Investoren verunsichert waren. Sondern es war wieder einmal eine Ankündigung aus dem Weißen Haus, die dazu führte, dass RBI-Aktien auf den Markt geworfen wurden. Denn am Mittwochabend hatten die USA erklärt, neue Sanktionen gegenüber Russland einzuführen (siehe auch Seite 1). Und wie schon bei der ersten Sanktionswelle im April setzte das auch diesmal die Börsenkurse von Firmen mit starkem Russlandbezug unter Druck.

Den Aktienkurs und die Reaktion der Investoren wolle er nicht kommentieren, meinte dazu RBI-Chef Johann Strobl. „Die Ausgangssituation in Russland ist jedoch sehr solide.“ Die Russlandtochter schrieb auch im ersten Halbjahr mit einem Nettoergebnis von 237 Mio. Euro einen deutlichen Gewinn. Zudem sei auch noch nicht klar, in welche Richtung die neuen Sanktionen gehen werden, inwiefern also konkrete Geschäfte in Russland davon betroffen sein könnten. Man werde sich aber jedenfalls an alle US-Vorgaben halten.

Auf jeden Fall spüren werde die RBI allerdings eine Abschwächung des russischen Rubels, so RBI-Finanzvorstand Martin Grüll. Denn das sorge automatisch für niedrigere Gewinne in Euro. Und der Rubel gab in Folge der US-Sanktionsankündigung bereits um fünf Prozent nach. Wie stark die volkswirtschaftliche Entwicklung Russlands durch die Sanktionen beeinflusst werden dürfte, könne noch schwer abgeschätzt werden, heißt es bei der RBI weiter. Das Institut erwartet für das Land heuer ein Wachstum von 1,5 Prozent. Eine Schätzung, die ohnehin nicht sehr euphorisch sei, so Grüll.

Durch die neuerliche Sanktionsdrohung gerieten – zumindest an der Börse – die erfreulichen Halbjahreszahlen der RBI in den Hintergrund. So konnte die Bank in den ersten sechs Monaten die Betriebserträge um 4,7 Prozent auf 2,67 Mrd. Euro steigern. Das Konzernergebnis stieg sogar um fast 29 Prozent auf 756 Mio. Euro. Dies, obwohl der Verlust aus dem Verkauf der polnischen Tochter in Höhe von 121 Mio. Euro im Ergebnis des zweiten Quartals bereits enthalten ist.

Grund für die verbesserten Zahlen waren einerseits Zinssteigerungen in wichtigen Märkten wie Tschechien oder Rumänien. Aber auch die Kreditvorsorgen für faule Kredite machten wieder einmal Freude – denn es gab keine. Mussten bei dieser Position noch vor wenigen Jahren hunderte Millionen abgeschrieben werden, gab es heuer im ersten Halbjahr sogar eine positive Rückführung von Vorsorgen in Höhe von 83 Mio. Euro. Anders gesagt: Die Vorsicht in früheren Jahren hat damals die Verluste vergrößert und sorgt nun für höhere Gewinne.

Weniger faule Kredite

Grund dafür war die neuerlich gesunkene Quote der notleidenden Kredite (NPL). So sank die NPL-Quote von 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 4,8 Prozent. Dieser Wert soll in den kommenden Monaten weiter sinken und sich irgendwann „zwischen drei und vier Prozent“ einpendeln.
Sollte es im zweiten Halbjahr zu keinen unvorhergesehen Problemen kommen. erwartet die RBI auch im Gesamtjahr eine positive Entwicklung.

Davon dürften auch die Aktionäre profitieren. Für sie ist eine Ausschüttung des Konzernergebnisses von bis zu 50 Prozent vorgesehen (2017 waren es 18 Prozent). Zuvor will die Bank jedoch noch ihr Kernkapital von derzeit 12,8 Prozent (CET1) auf 13 Prozent anheben. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2018)

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