Die FPÖ Burgenland lehnt sich in der Lehrlingsdebatte weit hinaus. Der Österreichische Gewerbeverein warnt vor einem "Schuss ins Knie" von kleinen und mittelständischen Betrieben.
Die FPÖ Burgenland lehnt sich in der Lehrlingsdebatte weit hinaus. Sie fordert, dass Asylwerbern der Zugang zur Lehre "wieder komplett und unter allen Umständen versagt" wird. Das teilte FPÖ-Klubobmann Geza Molnar am Freitag per Aussendung mit. Es dürfe zu keiner weiteren Vermischung der Bereiche Zuwanderung und Asyl kommen.
Zu Wochenbeginn hatte die von der FPÖ nominierte Außen- und Integrationsministerin Karin Kneissl in der ORF-Sendung "ZiB2" ebenfalls betont, dass Abschiebungen von in Lehre beflindlichen Asylwerbern zu befürworten seien. Arbeitgeber sollten sich bei der Aufnahme von Lehrlingen an jenen mit Bleiberecht beziehungsweise einem positiven Asylbescheid im Alter von 15 bis 25 Jahren orientieren, argumentierte sie. Unter den anerkannten Flüchtlingen zähle man rund 31.000 Arbeitslose, gab die Ministerin zu bedenken.
Gewerbeverein warnt vor Schuss ins Knie von Betrieben
Der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) sprach sich unterdessen am Freitag entschieden gegen Abschiebungen von Asylwerbern in Lehrausbildungen aus. Die Unternehmervereinigung forderte in einer Aussendung das Vorhaben des Regierungsabkommens, einen geeigneten Niederlassungstitel zu schaffen, zu priorisieren und kurzfristig umzusetzen. Österreich möge sich zumindest an der deutschen Lösung orientieren, die den Lehrabschluss explizit zulasse und zudem drei Jahre Berufserfahrung ermöglichen.
"Es ist in einer Weise kurzsichtig, engagierte Lehrlinge, deren Asylverfahren abschlägig erledigt wurde, auszuweisen, die beschämend ist. Den kleinen und mittelständischen Betrieben versetzt dies einen Schuss ins Knie", kritisierte ÖGV-Generalsekretär Stephan Blahut. Denn: "So gut wie alle heimischen Unternehmen suchen händeringend qualifizierte Mitarbeiter. Lehrstellen können in Mangelberufen gar nicht oder nur unter großem Aufwand besetzt werden."
Auf einen Blick
Seit 2012 ist die Lehrlingsausbildung für Asylwerber bis 25 Jahren in Mangelberufen erlaubt. Rund ein Drittel der knapp 1000 derzeit Betroffenen ist mit negativen Asylbescheiden von der Abschiebung betroffen. Die Regierung pocht auf die Einhaltung der geltenden Rechtsvorschriften und damit deren Abschiebung, während sich eine breite Allianz von Prominenten und der Wirtschaft für deren Verbleib einsetzt. Die Forderung der burgenländischen FPÖ nach genereller Versagung einer Lehre für Asylwerber geht damit über die bisherige Forderung der Freiheitlichen noch hinaus.
(Red./APA)