452 Menschen wurden bei Ausschreitungen in Bukarest verletzt: Demonstranten, Polizisten, Journalisten, darunter auch ein ORF-Team.
Bukarest. Die Bilanz der Polizeigewalt vom Freitagabend gegen rund 100.000 demonstrierende Regierungskritiker fällt verheerend aus: 452 Menschen wurden verletzt und mussten notverarztet werden, 65 – darunter elf Polizisten – wurden teilweise schwer verletzt in Spitäler gebracht. Rumänien stand am Samstag angesichts der dramatischen Bilder, die in Endlosschleifen im TV liefen, unter Schock: Polizisten knüppeln wahllos friedliche Demonstranten nieder, schleudern Tränengasgranaten in Menschengruppen mit Kindern, sprühen älteren Personen Pfefferspray ins Gesicht, traktieren Demonstrantinnen mit Fäusten und Fußtritten. Tätlich angegriffen wurden auch etliche Journalisten, darunter auch ein ORF-Team.
Der ORF und der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) verurteilten das gewaltsame Vorgehen am Samstag, so auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP): Er verurteile die gewaltsamen Zusammenstöße scharf und erwarte „volle Aufklärung“. Als Vorwand für ihr brutales Vorgehen bei der Großdemo dienten der rumänischen Polizei einige Dutzend Hooligans, wahrscheinlich Ultras Bukarester Fußballclubs, die sich unter die Demonstranten gemischt hatten. Die rumänische Polizei versuchte jedoch nicht, die Störenfriede zu isolieren, sondern nutzte deren aggressives Verhalten, um gegen die Demonstranten insgesamt vorzugehen.
In Rumänien sorgt das für Protest: Staatspräsident Klaus Johannis hat strafrechtliche Konsequenzen für den Einsatz gefordert. In einem Schreiben an die Generalstaatsanwaltschaft forderte Johannis umgehende Ermittlungen. Zeitgleich teilte die Militärstaatsanwaltschaft mit, bereits strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen zu haben.
Die schwer in die Bredouille geratene Polizei ist um Schadensbegrenzung bemüht. Der Einsatz sei „völlig berechtigt“ gewesen, hieß es bei einer Pressekonferenz. Die bürgerliche und liberale Opposition forderte den umgehenden Rücktritt von Innenministerin Carmen Dan (Postsozialisten – PSD) und der Polizeileitung. Die rumänische Zivilgesellschaft kündigte an, man lasse sich nicht einschüchtern: Für Samstagabend waren Proteste angekündigt.
(APA/Red.)