ORF-Sommergespräche: „Ich habe noch keine Intervention erlebt“

Nadja Bernhard und Hans Bürger führen heuer die „Sommergespräche“: Zur Premiere stellt sich Peter Pilz am 13. 8. ihren Fragen (Montag, 21.05 Uhr, ORF2).
Nadja Bernhard und Hans Bürger führen heuer die „Sommergespräche“: Zur Premiere stellt sich Peter Pilz am 13. 8. ihren Fragen (Montag, 21.05 Uhr, ORF2).(c) Akos Burg
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Heute starten die ORF-„Sommergespräche“. Nadja Bernhard und Hans Bürger stellen die Fragen, wollen dabei „über den Tellerrand schauen“ und die Politiker „besser kennenlernen“. Die Schere im Kopf haben sie dabei nicht.

Erstmals in der Geschichte der „Sommergespräche“ werden eine Frau und ein Mann gemeinsam die Fragen stellen. Die Rollenverteilung ist für Nadja Bernhard und Hans Bürger dabei klar: „Ich werde eher zur Innenpolitik und zum EU-Vorsitz fragen, Nadja widmet sich von Europa beginnend den internationalen Themen“, erklärt Bürger. Bernhard ist froh, dass die Interviewreihe heuer nicht von Wahlen überschattet ist: „Bei den letzten ,Sommergesprächen‘ war wegen des Wahlkampfs viel Tagesaktuelles und viel Innenpolitik abzuarbeiten. Heuer haben wir den Anspruch, auch über den Tellerrand zu blicken, die globalen Themen anzuschneiden.“ Aber auch in diesem Jahr werde die Tagespolitik „die Marschrichtung vorgeben“, sagt sie – und freut sich darauf, im Vergleich zur „ZiB“ viel Zeit zur Verfügung zu haben: „Es ist schon ein Unterschied, ob man seine Fragen in acht Minuten abarbeiten muss oder ob man das Gespräch laufen lassen kann, um zu schauen, wo es hinführt.“ Deshalb werde man auch bei den sommerlichen Interviews „den Menschen hinter dem Politiker ein bisschen besser kennenlernen“.


Zurück zum Ursprung. Passend zum etwas lockereren Interviewstil werden die Gespräche in einem Heurigenlokal in Rossatz in der Wachau aufgezeichnet (und live-zeitversetzt 1:1 auch so gesendet). Man blickt auf Dürnstein und die Donau. „Die Idee ist bei einem Familienausflug entstanden“, erzählt Bürger. Er habe sofort gewusst, dass dieser Platz ideal sei – auch wenn er nicht der Vorgabe entsprochen hat, in Wien zu bleiben, was einfacher und billiger ist. „Wir haben eine kostenneutrale Variante gefunden.“ Damit kehren die „Sommergespräche“ zum Ursprung zurück: „Sie sollten nicht nur Schlagzeilen für das Sommerloch liefern, sondern die Möglichkeit bieten, in einem angenehmen Gesprächsumfeld wirklich in die Tiefe gehen zu können“, sagt Bernhard. Wenn es das Wetter zulässt, werden die Interviews draußen geführt – auch das ist eine Rückbesinnung auf die Anfänge. „Wir werden aber nicht in den Pool springen.“ Peter Rabl war 1981 mit FPÖ-Chef Norbert Steger wegen der brütenden Hitze während der Sendung in einen solchen gestiegen.


Nicht einschüchtern lassen. Apropos FPÖ und Norbert Steger. Wie geht es Bernhard und Bürger mit den Politikern? Zuletzt ist der Wind eher rauer geworden, vor allem die FPÖ ging mit dem ORF und seinen Mitarbeitern oft hart ins Gericht – auch Steger, der als Stiftungsratsvorsitzender das oberste ORF-Aufsichtsorgan leitet. Hat man da als Interviewer eine Schwere im Kopf, um sich keine Schwierigkeiten einzuhandeln? „Mir ist das völlig egal“, sagt Bürger und lacht. „Ich bin seit 33 Jahren Journalist, seit 31 Jahren beim ORF und habe schon viele Regierungskonstellationen erlebt. Einmal gab es mehr Druck, dann weniger.“ Auch wenn es von außen vielleicht anders aussehe, intern spüre man davon nichts, sagt Bernhard: „Ich moderiere die ,Zeit im Bild‘ schon sehr lang und habe noch keine Intervention erlebt. Es wurde mir noch nie etwas zugetragen. Es wurde mir noch nie etwas umgeschrieben.“

Und sie lasse sich auch vor Interviews nicht durch mögliche Reaktionen einschüchtern: „Solche Überlegungen darf man gar nicht anstellen – sonst dürfte man gar kein Journalist sein. Ich glaube, das habe ich auch bei meinem Interview mit Norbert Steger bewiesen: Ich wollte von ihm hören, worauf das Publikum meiner Ansicht nach ein Recht hat, es zu erfahren: was seine Pläne für den ORF sind.“ Die Berichterstattung über Interna ist im ORF immer heikel, erst recht, wenn es sich um ein Live-Interview mit dem Stiftungsratsvorsitzenden handelt. „Das war ein ausgezeichnetes Interview“, findet Bürger, „es sind alle Fragen gestellt worden – aber in einem Ton, dass Steger gar nicht hart darauf reagieren konnte. Das ist die Kunst.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2018)

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