Erdoğan: "Werden Boykott gegen Elektro-Geräte aus den USA verhängen"

Recep Tayyip Erdoğan
Recep Tayyip Erdoğan APA/AFP/TURKISH PRESIDENTIAL PRE
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"Sie haben das iPhone, doch auf der anderen Seite gibt es Samsung", sagte der türkische Präsident. Dabei besitzt er selbst ein iPhone.

Als Reaktion auf Sanktionen und Strafzölle der USA gegen die Türkei hat Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan einen Boykott elektronischer Produkte aus den USA angekündigt. Die Türkei werde in Zukunft qualitativ hochwertige Waren produzieren und diese auch exportieren. "Wir werden einen Boykott gegen elektronische Geräte aus den USA verhängen. Sie haben das iPhone, doch auf der anderen Seite gibt es Samsung", sagte Erdoğan. Außerdem habe die Türkei ihre eigene Marke Vestel. Apple-Produkte sind in der Türkei sehr verbreitet und werden auch von Erdogan selbst benutzt.

Schon seit Tagen kursiert im Kurzmitteilungsdienst Twitter die Forderung, keine Reklame mehr bei US-Firmen zu schalten. Die Fluglinie Turkish Airlines schloss sich am Dienstag der Bewegung an und verkündete, die notwendigen Anweisungen erteilt zu haben.

Das Verhältnis der Türkei zu den USA ist seit längerem angespannt, hat sich zuletzt aber wegen des Streits um die Inhaftierung des US-Pastors Andrew Brunson noch einmal verschlechtert. Der evangelikale Pfarrer sitzt seit Oktober 2016 unter Spionage- und Terrorvorwürfen in türkischer Untersuchungshaft. Anfang August verhängte US-Präsident Donald Trump in dem Fall Sanktionen gegen zwei türkische Minister, woraufhin die Lira drastisch einbrach.

Insgesamt war die Rede Erdoğans aber gemäßigter als die Ansprachen in den vergangenen Tagen. Die Lira hatte am Vormittag leicht zugelegt, nachdem am Montag die Zentralbank und andere Regierungsbehörden erste Notfallmaßnahmen gegen den rasanten Lira-Verfall ergriffen hatten. Außerdem will Finanzminister Berat Albayrak am Donnerstag per Telefon-Konferenz mit Investoren unter anderem aus den USA und Europa sprechen.

"Eines der stärksten Bankensysteme der Welt"

Erdoğan versicherte in seiner Rede, dass die Türkei "eines der stärksten Bankensysteme" der Welt habe. Zwei wichtige türkische Wirtschaftsverbände, der Unternehmerverband TÜSIAD und die Union der Kammern und Börsen in der Türkei (TOBB) erklärten am Dienstag ebenfalls, die Wirtschaft der Türkei stehe auf einem stabilen Fundament. Sie forderten aber auch sofortige Maßnahmen von der Regierung in Ankara und betonten, die Beziehungen zu "unserem wichtigsten Wirtschaftspartner", der Europäischen Union, müssten gestärkt werden.

Seit dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 sind auch Dutzende Deutsche aus politischen Gründen festgenommen worden. Nach Angaben aus der vergangenen Woche sind sieben von ihnen weiterhin in Haft. Der prominenteste, der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel, war im Februar freigelassen worden.

Die deutsche Regierung will Erdogan Ende September zu einem Staatsbesuch empfangen. In Deutschland regt sich jedoch Widerstand. FDP-Chef Christian Lindner sagte der Deutschen-Presse Agentur, ein groß angelegter Staatsbesuch wirke "wie ein Propagandasieg" für Erdogan. Er werde damit aufgewertet in seinen Bemühungen, "aus seinem Land eine Präsidialdiktatur zu machen". Besser wäre ein reiner Arbeitsbesuch.

Erdogan war Ende Juni als Staatspräsident wiedergewählt worden. Im neu eingeführten Präsidialsystem genießt er weitreichende Vollmachten und kann mit Dekreten regieren.

(APA/dpa/AFP)

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