Wie man mit der Nazikeule einen Rufmord exekutiert

Der Jurist und Althistoriker Wolfgang Schuller analysiert die Methoden, mit denen das Ansehen des Literaturwissenschaftlers Hans Robert Jauß ruiniert wurde.

Noch bevor die Hitzewelle so richtig einsetzte, konnte man in einer Wiener Tageszeitung lesen, „dass man unter zivilisierten Menschen darüber diskutiert, ob es nicht richtig ist, diese Menschen ersaufen zu lassen“. Gemeint waren einerseits die Migranten, die von Schleppern zuerst auf löchrige Gummiboote geladen und dann von NGO-„Rettungsschiffen“ nach Europa gebracht werden; andererseits jene, die dem Schlepperunwesen, das den Tod von Tausenden in Kauf nimmt, ein Ende setzen wollen. Abgesehen von ein paar Rechtsextremen, die man kaum „zivilisierte Menschen“ nennen würde, hat bisher allerdings noch keiner vorgeschlagen, „Menschen ersaufen zu lassen“. Diskutiert wird, ob man die aus Seenot Geretteten in ein Land der EU bringen soll, oder dorthin zurück, von wo sie aufgebrochen sind.

Der Satz ist ein gutes Beispiel für den ersten Kunstgriff aus Schopenhauers Ratgeber „Die Kunst, Recht zu behalten: Eristische Dialektik“. Er besteht in der Erweiterung: „Die Behauptung des Gegners über ihre natürliche Grenze hinausführen, sie möglichst allgemein deuten, in möglichst weitem Sinne nehmen und sie übertreiben.“ Als Gegenmittel empfiehlt Schopenhauer die genaue Feststellung des „status controversiae“, also darum, worum es in der Kontroverse wirklich geht.

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