Von Sprachdefiziten und mangelnder Chancengleichheit

Wenn Menschen, die vor 25 Jahren in Wien geboren wurden, nur bruchstückhaft Deutsch sprechen, klingen viele Argumente gegen Deutschklassen zynisch.

Unlängst im Taxi. Der Fahrer, ein liebenswürdiger junger Mann, sprach Deutsch nur sehr gebrochen und mit starkem Akzent. Wir unterhielten uns übers herrliche Wetter, den stockenden Verkehr, über dies und das. Irgendwann fragte er, ob ich berufstätig sei. Aha, Journalistin, was macht so jemand? In einer Zeitung schreiben, interessant. Ob ich aus Wien sei? Eigentlich ja, aber ursprünglich käme ich aus Kärnten. Also nicht aus Österreich? Doch. Kleine Geografie-Nachhilfe. Dann fragte ich ihn ebenfalls nach seinen Wurzeln. Er sei Wiener, vor 25 Jahren hier geboren, sagte er stolz, die Urlaube verbringe er in der Türkei, der Heimat seiner Eltern, zu Hause fühle er sich in Wien. Recep Tayyip Erdoğan fand er übrigens super.

Das Gespräch rührte und berührte mich. Und machte mich wütend. Wie kann es sein, dass jemand, der in Österreich zur Welt kam, in Wien zumindest neun Jahre Pflichtschule absolvierte, hier ganz offensichtlich den Führerschein machte, vielleicht eine Lehre abschloss, derartige Sprachdefizite (und Wissenslücken) hat? War das tatsächlich allen egal, den Eltern, den Lehrern, Freunden, Lehrherren und –damen, den Kollegen?

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