Erste Reaktionen zu Trumps Fed-Kritik: "Bedeutungsloser Lärm"

US-Präsident Donald Trump gefällt nicht, dass Fed-Chef Jerome Powell Zinsen erhöht
US-Präsident Donald Trump gefällt nicht, dass Fed-Chef Jerome Powell Zinsen erhöhtREUTERS
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US-Präsident Donald Trump gefällt nicht, dass Fed-Chef Jerome Powell Zinsen erhöht. Langfristig sei Kritik am Kurs der Notenbank gefährlich, geben Ökonomen zu bedenken.

US-Präsident Donald Trump hat den Kurs der Notenbank Fed kritisiert. "Ich bin nicht davon begeistert, dass er (Fed-Präsident Jerome Powell) die Zinsen erhöht. Nein, ich bin nicht begeistert", sagte Trump in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Vielmehr sollte sich die Fed zurückhalten und ihm "etwas helfen". Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:

ELMAR VÖLKER, LBBW:

"Die US-Regierung will natürlich lieber niedrigere Zinsen haben, weil alle anderen großen Notenbanken nach wie vor eine lockere Geldpolitik fahren. Die USA befürchten dadurch einen Nachteil im Außenhandel, da ein starker Dollar den Aufschwung dämpfen könnte. Das passt auch in Trumps Weltbild, das sehr stark auf die amerikanischen Außenhandelsdefizite ausgerichtet ist.

Trump kurbelt die Konjunktur durch neue Schulden an. Niedrigere Zinsen vereinfachen natürlich ein schuldenfinanziertes Wachstum. Daher lehnt er die geldpolitische Straffung der Notenbank ab. Er befürchtet offenbar, dass die Notenbank ihm beim Ankurbeln der Konjunktur in die Parade fahren könnte. Ich gehe nicht davon aus, dass sich die Fed von ihrem geldpolitischen Kurs abbringen lassen wird. Die Fed dürfte im September und im Dezember jeweils ihren Zinsen wie signalisiert anheben."

JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:

"Historisch ist das sehr ungewöhnlich. In den sechziger, siebziger Jahren war es noch üblich, dass sich Washington massiv in die Geldpolitik einmischt. Das Resultat kennen wir: eine hohe Inflation. Seit Präsident Clinton galt eigentlich die unausgesprochene Regel, dass der Präsident die Notenbank-Politik nicht kommentiert. Mit dieser Regel hat Trump gebrochen.

Ursprünglich haben Trump und die Republikaner die Fed wegen ihrer lockeren Geldpolitik kritisiert. Nun kommt ein opportunistischer Schwenk. Trump befürchtet nun offenbar, dass höhere Zinsen der US-Konjunktur schaden können. Sein Finanzminister muss ebenfalls höhere Zinsen zahlen."

Der Präsident prägt das Meinungsklima im Land. Wenn beträchtliche Teile der Wähler gegen die Unabhängigkeit der Zentralbank sind, kann sich dem keine Zentralbank der Welt auf Dauer entziehen. Dann findet sich die Zentralbank unter dem Einfluss der Politik wider. Wenn sich das ändert in Amerika, dann hat die Fed langfristig Gegenwind.

Kurzfristig mögen Trumps Äußerungen wenig Auswirkungen haben, weil die meisten Führungspositionen der Fed besetzt sind oder sich im Ernennungsprozess befinden - und dass mit Zentristen und Vertretern des Mainstreams. Die personelle Unabhängigkeit sollte noch ein paar Jahre verhindern, dass die Unabhängigkeit der Fed unter die Räder kommt. Sollte es Trump aber gelingen, eine zweite Amtszeit zu bekommen, könnte die Unabhängigkeit in fünf bis zehn Jahren erodieren, wenn er ihm genehme Leute platziert. Dann kann sich die Fed dem Druck nicht mehr entziehen. Langfristig ist das gefährlich."

HOLGER SCHMIEDING, CHEFVOLKSWIRT BERENBERG BANK:

"Trumps Kommentare halte ich für bedeutungslosen Lärm. Anders als in Fragen der Handels- und Außenpolitik, wo man seine Aussagen ernster nehmen muss, kann er Entscheidungen der Fed nicht beeinflussen. Selbst der von ihm ernannte Powell wird sich nicht reinreden lasssen." 

(Reuters)

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