Keine Entscheidung bei Vögele: Wettlauf mit der Zeit

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Die Entscheidung über die Zukunft der insolventen Texilhandelskette ist aufgeschoben. Die zwei Interessenten, der Finanzberater GA Europe und die Modekette Victory and Dreams sind zwar noch am Ball, aber zu viele Fragen sind offen. Das Geld wird knapp.

Noch sind sie am Ball: Der Münchener Finanzberater und Sanierungsspezialist GA Europe GmbH und die niederländische Modekette Victory and Dreams Holding BV, sind weiterhin an einer Übernahme der insolventen Textilhandelskette Charles Vögele Austria interessiert. Aber von einem Abschluss, wie er gestern, Donnerstag, bei der Gläubigerausschusssitzung erhofft worden war, ist man weit entfernt. Masseverwalter Norbert Scherbaum sei offenbar zu optimistisch gewesen, hieß es aus Kreisen der Gläubigerschützer zur "Presse". 

Nach wie vor sei die Chance einer Fortführung des Unternehmens mit 102 Filialen und 711 Mitarbeitern gegeben. Aber es gelte noch viele offene Fragen zu klären. Damit müssen die Beschäftigten - und auch die 178 Gläubiger -  weiterhin zittern. Denn nur wenn rechtzeitig ein Käufer fixiert ist, kann bei der Tagsatzung am 22. Oktober der Sanierungsplan angenommen werden. Er sieht unter anderem eine 20prozentige Quote für die Gläubiger vor.

Dass die Sache noch lange nicht geritzt ist, zeigt sich auch daran, dass Scherbaum nun gar keinen neuen Termin für eine Gläubigerausschusssitzung fixiert hat. Dem Vernehmen nach peilt er jedoch Ende August/Anfang September für eine Entscheidung an. Mit einem Wort: Auch wenn die Gefahr, dass die Übernahme noch platzen könnte, von Insidern für gering eingeschätzt wird - das Damoklesschert des Scheiterns hängt weiter über Vögele. Der Zeitdruck wächst jedenfalls, denn das Geld wird knapp. Allein für nun fälligen Kauf der Herbst- und Winterware, ohne die eine Weiterführung der Modegeschäfte gar keinen Sinn macht, sollen zehn bis 20 Millionen Euro notwendig sein.

Und dann bleibt die Frage, in welcher Form Vögele erhalten bleibt. Der springende Punkt ist, ob Scherbaum den von ihm angepeilten und den Interessenten gewünschten Share-Deal schafft.  Dazu müsste die insolvente Schweizer Muttergesellschaft ihre Anteile an der Österreich-Tochter um einen symbolischen Euro abtreten. Der Vorteil für den Käufer wäre, dass er automatisch in die Mietverträge der Filialen eintreten könnte. Er müsste sich jedoch mit der Gläubigerschaft auf den Sanierungsplan samt Quote einigen, und er müsste die Schulden und alle Mitarbeiter übernehmen.

Marke ist an Bank verpfändet

Ein zweiter Problemkreis betrifft die Forderungen der Mutterholding an die österreichische Tochter und die Haftungen der Tochter für die Schweizer Mutter. Die Interessenten verlangen, dass diese nicht schlagend werden.Dazu muss aber mit dem Schweizer Bankenkonsortium, das von der UBSangeführt wird, ein Einvernehmen erzielt werden. An die UBS ist auch die Marke Vögele verpfändet, auf die die Käufer jedoch Wert legen.

Gelingt der Share-Deal als Voraussetzung für eine Komplettübernahme nicht, würde Vögele Austria filetiert und in Teilen abverkauft werden. Dabei dürften freilich nur die lukrativsten Standorte übrig bleiben. 

Vögele ist infolge der Insolvenz des Schweizer Mutterkonzerns, eines fehlgeschlagenen Sortimentswechsels und der generell starken Onlinekonkurrenz für den stationären Handel pleitegegangen. Zudem ist die schon zuvor eingeleitete Suche nach Investoren ergebnislos verlaufen. Charles Vögele erzielte 2016 (jüngste vorliegende Bilanz) bei 120 Mio. Euro Umsatz 2,3 Mio. Euro Gewinn, wies jedoch ein negatives Eigenkapital von knapp 14 Mio. Euro aus.

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