Immer mehr ÖVP-Vertreter gegen Abschiebung von Lehrlingen

EUROPAeISCHES FORUM ALPBACH 2018: EROeFFNUNG: FISCHLER
EUROPAeISCHES FORUM ALPBACH 2018: EROeFFNUNG: FISCHLERAPA/EXPA/JAKOB GRUBER
  • Drucken

Die bekannten ÖVP-Politiker Fischler, Karas und Molterer unterstützen die Initiative "Ausbildung statt Abschiebung".

Immer mehr ÖVP-Vertreter schließen sich der Initiative "Ausbildung statt Abschiebung" an und protestieren damit gegen die Abschiebung von Lehrlingen. Nach dem früheren ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner und 54 ÖVP-Bürgermeistern unterstützen nun auch der ÖVP-Europaabgeordnete Othmar Karas, der frühere EU-Kommissar Franz Fischler sowie der frühere Vizekanzler und VP-Chef Wilhelm Molterer das Anliegen.

"Einerseits wird jeden Tag der Fachkräftemangel beklagt. Andererseits stehen arbeitswillige junge Menschen, die während ihres Asylverfahrens eine Ausbildung zum Facharbeiter erhalten, regelmäßig vor ihrer Abschiebung. Viele greifen sich wegen dieser Widersprüche an den Kopf", findet etwa EU-Delegationsleiter Karas, der die Volkspartei als Spitzenkandidat in die nächste EU-Wahl führen könnte und zudem als nächster EU-Kommissar Österreichs im Gespräch ist. Karas wünscht sich eine gemeinsame europäische Asylpolitik und funktionierende Wege für die legale Zuwanderung. "Dabei müssen wir auf leistungs- und integrationswillige Menschen Rücksicht nehmen und internationales Recht respektieren."

Auch der frühere EU-Kommissar Fischler weist darauf hin, dass Österreich Facharbeiter brauche. Für den früheren Parteichef Molterer ist Bildung die "beste Starthilfe" für junge Menschen. "Egal, ob sie bei uns bleiben können oder in ihre Heimat zurückkehren (müssen). Unsere duale Ausbildung ist dafür besonders geeignet. Daher unterstütze ich diese Initiative", so Molterer.

Von rund 900 Lehrlingen mit Migrationshintergrund ist derzeit ein Drittel von Abschiebung bedroht. Der oberösterreichische Landesrat Rudi Anschober (Grüne) hat deshalb die Initiative "Ausbildung statt Abschiebung" gestartet. Über 700 Firmen und rund 57.000 Unterzeichner unterstützen bisher die entsprechende Petition. Neben politischen Vertretern finden sich darunter Prominente oder Manager wie Hermann Maier, Robert Palfrader, Stefan Ruzowitzky, Hilde Dalik, Julia Stemberger, Hans Peter Haselsteiner, Hannes Androsch, Georg Kapsch oder Gerhard Drexel.

In einer Aussendung betonte Anschober, dass sich laut einer Sora-Umfrage auch 79 Prozent der Österreicher gegen die Abschiebung von Lehrlingen aussprechen würden. "Mehrere Landeshauptleute, die Wirtschaftskammern der Steiermark und Oberösterreichs, der Wiener Wirtschaftskammerpräsident und viele andere aus der ÖVP haben sich kritisch zu den drohenden Abschiebungen positioniert. Es ist allerhöchste Zeit, dass auch Bundeskanzler Kurz das Problem zur Chefsache macht und bereit ist zum Gespräch über Lösungsoptionen. Das ist mein Appell, denn die Zeit drängt."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

 Bundespräsident Alexander Van der Bellen
Innenpolitik

Asylwerber in Lehre: Van der Bellen verärgert die FPÖ

Der Bundespräsident besuchte einen Afghanen mit negativem Asylbescheid und rief die Regierung auf, Abschiebungen von Asylwerbern während der Lehrzeit zu stoppen.
Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser.
Innenpolitik

Asylwerber in Lehre: Kaiser für Generalerlass

Kärntens Landeshauptmann will „Maßnahme zumindest bis Lehrabschluss andenken“.
Symbolbild: Ausbildungsstätte für Lehrlinge
Österreich

FPÖ Burgenland: Asylwerbern Zugang zur Lehre "komplett versagen"

Die FPÖ Burgenland lehnt sich in der Lehrlingsdebatte weit hinaus. Der Österreichische Gewerbeverein warnt vor einem "Schuss ins Knie" von kleinen und mittelständischen Betrieben.
Archivbild
Österreich

"Das ist ein Wahnsinn": Wirtschaftskammern gegen Abschiebung von Lehrlingen

Während WKÖ-Chef Harald Mahrer sich beim Thema auf Regierungslinie befindet, fordern regionale Wirtschaftskammern eine Lösung, damit Asylwerber ihre Ausbildung beenden können.
Innenpolitik

Asylwerber als Lehrlinge: "Sonst kann ich keinen Schweinsbraten servieren"

Der oberösterreichische Landesrat Rudi Anschober (Grüne) appelliert an Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), rasch Lösungen für die von der Abschiebung bedrohten Asylwerbern in Mangelberufen zu finden. Er legt dafür Rechts- und Wirtschaftsgutachten vor.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.