„Krypto-Valley auch in Wien möglich“

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Management. Blockchain wird die Welt verändern. Davon ist der Wiener Anwalt Robin Lumsden überzeugt und befasst sich an der Stanford University intensiv mit diesem Thema.

Das muss man der Community im Silicon Valley lassen. Sie hat ein Gespür für Technologie und das „what's next“. Der Informatiker und frühere Google-CEO Eric Schmidt habe ihm gesagt: „Blockchain wird die Welt verändern. So wie es das Internet selbst gemacht hat“, erzählt Robin Lumsden. Der Wiener, der in Österreich, New York und Washington, D.C. als Anwalt eingetragen ist, hat im Sommer ein MBA-Studium an der Graduate School of Business der Eliteuniversität Stanford abgeschlossen. In den Vorlesungen sei laufend das Stichwort Blockchain gefallen. Das und Schmidts Worte bewogen den 40- Jährigen, gleich noch ein Studium in Stanford anzuhängen und sich auf Blockchain zu konzentrieren.

Denn Blockchain, sagt er, „ist mehr als die medial präsenten Kryptowährungen“. Er berate Unternehmen, die in diese dezentrale, Transparenz fördernde Technologie investieren. Sie glaubten an Blockchain als effizienzsteigerndes Konzept für fast alle Austauschbeziehungen, sagt er. Allerdings sehe er große (Rechts-)Unsicherheit bei den Unternehmen – vor allem in den USA. Ein großes Betätigungsfeld für einen Anwalt.

Das Thema interessiert ihn aber auch in anderer Hinsicht: als Co-Founder des Stanford Fonds, eines Projekts in Kooperation mit seiner Universität. Denn er glaubt, dass Blockchain einen unterschätzten Einfluss auf die globalen Kapitalmärkte hat.

Es braucht keine Glaspaläste

Zurück zum Regulatorischen. Die Schweiz habe das hervorragend gelöst, sagt er. Nicht verwunderlich sei, dass deshalb im Kanton Zug das „Krypto-Valley“ entstanden sei (siehe Buchrezension Seite K3). „Das ist auch in Wien möglich“, sagt Lumsden, wenn der Gesetzgeber Mut zeige und für Regulatorien sorge. „Dann könnte viel Kapital nach Österreich fließen.“ Er vernehme sowohl vom neuen Wiener Finanzstadtrat, Peter Hanke, als auch vom neuen Wien-Holding-Geschäftsführer, Kurt Gollowitzer, positive Signale, ein „Vienna Crypto-Blockchain-Valley“ zu ermöglichen.

Neben politischen und juristischen Voraussetzungen sind es seiner Meinung nach soziale Faktoren, die für mehr Offenheit und Gründermentalität im Blockchain-Zeitalter sorgen könnten:

► Studierende fachübergreifend zusammenbringen. Wenn zwei Techniker ein Start-up gründeten, sei das fein. Es fehlten aber meist bald einmal ein Wirtschaftsabsolvent und ein Jurist. Unis sollten diese Form der Kooperation unterstützen. „Dafür braucht es keine Glaspaläste“, sagt Lumsden. Lieber eine „Bruchbude“ in Uni-Nähe, dafür Geld für Mitarbeiter und Infrastruktur zur Verfügung stellen.

► Universitäten und Unternehmen sollten noch stärker zusammenarbeiten. Er bedaure, dass Google seinen Campus in München und nicht in Österreich errichtet habe. Darum bemühe er sich mit Eric Schmidt, ein Programm zu entwickeln, das österreichische Studierende nach München bringt: „Dort kann man viel aufsaugen“, sagt er.

► Business Angels seien wichtig, es gehe aber darum, breitere Investorengruppen anzusprechen. „Experteninvestoren“, die nicht nur Geld, sondern auch Wissen einbringen: „Alte Hasen“, sagt Lumsden, „die den jungen helfen, klassische Fehler zu verhindern.“

Übrigens: Von Silicon-Valley-Tourismus und Kopieren kalifornischer Methoden hält er wenig. „In drei Tagen zwölf Unternehmen besuchen und sich abzocken lassen, bringt wenig.“ Wer lernen möchte, sollte einige Wochen einplanen – so wie es der designierte Verbund-Chef, Michael Strugl, gemacht habe – und ein Executive Program absolvieren. „Da bleibt einiges hängen, und man bekommt ein Gefühl für das Valley. Man versteht, warum hier vieles schneller, besser klappt und lernt die richtigen, manchmal auch wichtigen Leute kennen.“

ZUR PERSON

Robin Lumsden (40) ist Anwalt in Österreich, New York und Washington, D.C. Er studierte in Berkeley (LLM) und Stanford (MBA) und widmet sich aktuell in einem weiteren Stanford-Studium dem Thema Blockchain. Lumsden war Teil des Jagdkommandos beim Bundesheer, Integrationsbotschafter von Sebastian Kurz und ist Honorarkonsul von Jamaika in Wien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2018)

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