Rapid: Der Frohsinn im Europacup

International durfte die Rapid-Mannschaft wieder jubeln, jetzt soll am Sonntag gegen Innsbruck auch der Turnaround in der Meisterschaft gelingen.
International durfte die Rapid-Mannschaft wieder jubeln, jetzt soll am Sonntag gegen Innsbruck auch der Turnaround in der Meisterschaft gelingen.(c) APA/HANS PUNZ
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Rapid zeigte sich beim 3:1-Heimsieg gegen FCSB gegenüber der Liga verbessert, aber auch alte Schwachstellen. Spieler und Trainer lassen sich vom Fanprotest nicht beirren.

Wien. Rapid hat mit dem 3:1-Heimsieg im Play-off-Hinspiel gegen den rumänischen Vizemeister FCSB den ersten Schritt in Richtung Gruppenphase der Europa League getan. Der Zwei-Tore-Vorsprung für das Rückspiel am Donnerstag in Bukarest lässt in Hütteldorf aber niemanden sich in Sicherheit wiegen. „Wir haben uns eine gute Ausgangsposition geschaffen. Die Chancen stehen 50:50“, meinte Trainer Goran Djuricin, und Verteidiger Mario Sonnleitner warnte vor dem „trügerischen Ergebnis“: „Wenn wir in Bukarest ein Tor kassieren, brennt der Hut.“

Dem offenen Brief der Rapid Ultras, den Plakaten und Sprechchören gegen Vereinsführung bzw. Trainer wollten die Klubverantwortlichen zumindest nach außen hin nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken. Djuricin kommentierte seine von den Fans lautstark eingeforderte Entlassung nach der Partie „aus Respekt vor der Mannschaft“ überhaupt nicht, Sportdirektor Fredy Bickel gab sich diplomatisch. „Dass die Fans nicht zufrieden sind, kann ich nachvollziehen. Sie glauben, dass der Trainer schuld ist, wir analysieren es etwas anders“, meinte der Schweizer. Während Bickel die „Gogo raus“-Rufe bei 2:0-Führung unmittelbar vor der Pause als „keine große Hilfe“ bezeichnete, betonten die Spieler, die Aktion wenn überhaupt nur am Rande mitbekommen zu haben. „Die Plakate haben unsere Leistung in der zweiten Hälfte nicht beeinflusst“, meinte Kapitän Stefan Schwab.

Glanzparaden, Abwehrlücken

Aus sportlicher Sicht machte der Auftritt nach der schwachen Leistung gegen den Lask Mut für das Gastspiel beim rumänischen Rekordmeister. Nicht alles lief rund, doch Tore von Knasmüllner (4.), Sonnleitner (39.) und Schwab (49.) sowie Glanzparaden von Keeper Richard Strebinger sorgten für grün-weißen Jubel. „Er ist ganz klar ein Nationalteam-Tormann“, schwärmte Kapitän Stefan Schwab. Dass der Rapid-Schlussmann die gefährlichen Abschlüsse der Rumänen mit kleineren Unsicherheiten ein-, zweimal selbst eingeleitet hatte, war angesichts der Wiedergutmachung vernachlässigbar. „Wir sind sehr froh, dass wir ihn hinten drin haben. Er hat sehr viel Selbstvertrauen, arbeitet irrsinnig hart an sich“, meinte Mittelfeldspieler Thomas Murg über den 25-Jährigen mit dem markanten Kopfschutz, der seit der vergangenen Saison die Nummer eins der Grün-Weißen ist.

In der zweiten Halbzeit deutete Steaua-Rechtsnachfolger FCSB an, was Rapid in einer Woche in Bukarest erwarten würde. Stürmer Harlem-Eddy Gnohere, der das zwischenzeitliche 1:2 erzielte (47.), sowie die eingewechselten Dennis Man und Florinel Coman setzten die Rapid-Hintermannschaft gehörig unter Druck und deckten ihre Schwächen auf. Insbesondere Linksverteidiger Boli Bolingoli vergaß bei allem Offensivdrang ein ums andere Mal auf seine Kernaufgabe und brachte die Innenverteidiger damit in Not. Diese machten wiederum beim Gegentreffer keine besonders gute Figur – schlechter Klärungsversuch von Sonnleitner, Barac zu spät –, waren dafür bei der Abwehrschlacht in Unterzahl der Fels in der Brandung.

Eklatant bemerkbar machte sich einmal mehr das Fehlen eines echten Torjägers. Deni Alar lässt im grün-weißen Trikot weiterhin die Kaltschnäuzigkeit aus Sturm-Zeiten vermissen, der 28-Jährige vergab vor der Pause gleich drei Großchancen. Offensivkollege Veton Berisha wuselte bis zur Gelb-Roten Karte im Finish wie ein Duracell-Hase den Flügel auf und ab, Kämpferherz und Pferdelunge können seine Abschlussschwäche aber nicht kompensieren.

Im Heimspiel gegen Innsbruck am Sonntag wird Djuricin wieder rotieren und fordert von den Neuen mehr Selbstvertrauen ein. „Ich will, dass sie Spaß haben und wissen, dass es geil ist, für Rapid zu spielen“, sagte der Wiener. „Ich kann nicht erwarten, dass wir jedes Spiel gewinnen, aber ich kann es verlangen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2018)

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