USA: Pizzakönig wütet gegen eigene Firma

John Schnatter macht klar, dass er sich nicht geschlagen gibt.
John Schnatter macht klar, dass er sich nicht geschlagen gibt.(c) REUTERS (Danny Moloshok)
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Nach Rassismusvorwürfen musste der Gründer und Hauptaktionär von Papa John's den Chefsessel der Kette räumen. Nun schlägt er zurück – und droht sein Lebenswerk zu zerstören.

Wien/Kentucky. Ein offener Brief, ganzseitige Anzeigen in Zeitungen, ein eigene Website voller „Beweismaterial“: John Schnatter macht klar, dass er sich nicht geschlagen gibt. Dabei würde Papa John's, die drittgrößte Pizzakette der USA, ihren „Papa“ am liebsten loswerden und vergessen machen. Stattdessen liefert sich der Gründer und Hauptaktionär eine Schlammschlacht mit seinem eigenen Unternehmen. „Der Vorstand will mich zum Schweigen bringen“, klagt der 56-Jährige in dicken roten Lettern. Die Botschaft an das Team: „Jede Minute jeden Tages seid ihr alle in meinen Gedanken und Gebeten.“ Weniger schöne Worte hat Schnatter für die Topmanager parat: Er wirft ihnen vor, dass sie Mitarbeiterinnen sexuell belästigt hätten.

Aktienkurs ist eingebrochen

Der Rosenkrieg „John gegen John's“ vertreibt die Kunden. Allein im letzten Monat fielen die Umsätze auf dem Heimmarkt Nordamerika um über zehn Prozent. Die Kette muss Franchisenehmern finanzielle Hilfen gewähren, damit nicht zu viele ihren Laden zusperren. Der Aktienkurs bricht immer weiter ein: Seit einem Jahr hat das Papier 44 Prozent seines Werts verloren. Es scheint, dass Schnatter dabei ist, sein Lebenswerk zu zerstören. Vor 34 Jahren baute der Selfmademan die Besenkammer im Wirtshaus seines Vaters zu einer Pizzabude um. Daraus erwuchs eine Franchisekette mit 4700 Restaurants (davon ein Viertel im Ausland) und 120.000 Mitarbeitern. Was Platz drei ergibt, hinter Domino's und Pizza Hut.

Der Ärger begann im Vorjahr, als der glühende Trump-Anhänger sich öffentlich über die Footballspieler ausließ, die sich als Protest gegen rassistische Ausschreitungen beim Abspielen der Nationalhymne niederknieten. Als wenig später das Geschäft schwächelte, machte der Pizzasponsor der Football-Liga sie dafür verantwortlich: Sie hätten das Land polarisiert und die Zuschauer vertrieben. Rechtsradikale riefen zur Solidarität mit der Marke auf. Papa John's war zwischen die ideologischen Fronten geraten. Mit Jahresende trat Schnatter als Geschäftsführer zurück. Er blieb aber Vorsitzender im Verwaltungsrat, bis er im Juli auch diesen Posten räumen musste (einfaches Mitglied blieb er). Der Grund: Er hatte sich in einer Telefonkonferenz darüber beklagt, dass er nicht „Nigger“ sagen darf, ohne sich zu schaden.

Dass diese Rücktritte nur formal freiwillig erfolgten, verhehlte Schnatter keineswegs. Weshalb das Management auf der Hut blieb und sich aktienrechtlich wappnete: durch eine „Giftpille“, offiziell Aktionärsrechtsplan genannt. Er legt fest, dass kein Käufer mehr als 15 Prozent der Anteile zukaufen darf. Üblicherweise sichern sich börsenotierte Konzerne damit gegen feindliche Übernahmen ab, in letzter Zeit auch oft gegen allzu aktivistische Aktionäre.

Investoren fordern Neustart

Aber wohl noch nie in der Geschichte schützte sich ein Unternehmen damit vor dem eigenen Gründer: Schnatter hält aktuell noch 30 Prozent der Anteile, kann also nicht mehr zu einer Kapitalmehrheit aufstocken und so das Kommando zurückerobern. Auch eine „konzertierte Aktion“ mit anderen Investoren ist ihm verwehrt.

Dieses Zusatzverbot war aber wohl nicht nötig. Auch wenn Schnatter mit seinen Appellen die Herzen treuer Mitarbeiter rühren sollte: Analysten und Aktionäre haben sich von ihm abgewendet.

Sie drängen das Management zu einer radikalen Überarbeitung der Marke, um alle Spuren des lästigen Übervaters zu verwischen. Als Aushängeschild hat Schnatter jedenfalls schon ausgedient: Sein Gesicht verschwindet gerade aus dem Marketingmaterial. (gau)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2018)


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